Die Evangelische Kirche von Westfalen hat nach Angaben ihres Theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter die Aufarbeitung von Missbrauch intensiviert. Im Jahr 2024 habe es „einen erheblichen Anstieg von Meldungen“ auf über 60 Fälle gegeben, sagte Schlüter am Mittwoch in Bielefeld. Diese Zahl habe sich im Laufe dieses Jahres „deutlich nach unten entwickelt“ auf weniger als 30.
Ein Grund für die höhere Zahl im vergangenen Jahr sei die Veröffentlichung der ForuM-Studie gewesen. Ein unabhängiges Forscherteam hatte im Januar 2024 eine Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie veröffentlicht.
„Das Thema erschüttert die evangelische Kirche überall und in besonderer Weise in Westfalen in den letzten Jahren“„, sagte Schlüter. Die Landeskirche arbeite “sehr intensiv” daran, dem Thema gerecht zu werden. Es habe zwei größere Aufarbeitungsstudien zu mutmaßlichen Missbrauchsfällen gegeben. Zudem habe die Landeskirche 2021 ein eigenes Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt geschaffen. Die Stabsstelle für diesen Bereich sei deutlich professioneller aufgestellt worden.
Präses Adelheid Ruck-Schröder hob hervor, das Thema sexualisierte Gewalt werde in unabhängigen Aufarbeitungsstellen weiterbearbeitet. Die im Frühjahr eingerichtete Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen hatte am Montag vor der Synode erklärt, die kirchlichen und diakonischen Strukturen in den Blick zu nehmen.
Die URAK West ist eine von bundesweit neun regionalen Aufarbeitungsgremien, die sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie aufarbeiten. Die Kommission ist für den Bereich der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirche zuständig und mit einer eigenen Geschäftsstelle bei der Diakonie RWL angesiedelt.