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Auch Straftäter aus Hessen nach Afghanistan abgeschoben

An Bord des am Freitagmorgen nach Afghanistan gestarteten Abschiebeflugs waren auch neun Straftäter aus Hessen. „Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, müssen unsere Gesetze achten und die grundlegenden Werte unseres Zusammenlebens respektieren“, sagte der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) am Freitag in Wiesbaden. Wer Straftaten begehe, stelle diese Werte infrage, „missachtet unseren Rechtsstaat und verliert den Anspruch auf Schutz“.

Die aus Hessen abgeschobenen Männer sind den Angaben zufolge zwischen 26 und 38 Jahre alt. Sie seien unter anderem wegen eines versuchten Tötungsdeliktes, gefährlicher Körperverletzung, Sexualstraftaten und Drogenhandel verurteilt. „Es handelt sich durchweg um schwere Straftäter, die eine Gefahr für unsere Sicherheit darstellen“, sagte Poseck.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte am Freitagmorgen im „Morgenmagazin“ der ARD gesagt, dass ein Flugzeug mit „schweren und schwersten Straftätern“ an Bord gestartet sei. An der Vorbereitung des Fluges von Leipzig/Halle nach Kabul seien „strategische Partner“ beteiligt gewesen, konkret nannte Dobrindt Katar. Nach Angaben seines Ministeriums werden mit dem Flugzeug 81 afghanische Männer abgeschoben.

Diese seien vollziehbar ausreisepflichtig und in der Vergangenheit strafrechtlich in Erscheinung getreten. Der Innenminister betonte, schwere Straftäter hätten kein Aufenthaltsrecht in Deutschland.

Abschiebungen nach Afghanistan sind umstritten, Menschenrechtsorganisationen lehnen sie wegen des autoritären Regimes dort vehement ab. Deutschland hatte auf Grundlage eines Abkommens bis zur Machtübernahme der Taliban 2021 Straftäter und Gefährder nach Afghanistan abgeschoben. Die Ampel-Regierung sorgte Ende August 2024 für Schlagzeilen, als erstmals seit drei Jahren wieder ein Abschiebeflug nach Afghanistan ging. Es blieb seitdem der Einzige.

Nach den Worten Dobrindts gab es vor dem Abschiebeflug sogenannte technische Kontakte zu der Taliban-Regierung in Afghanistan. Daran sei Katar beteiligt gewesen. Unmittelbare Verhandlungen mit den Taliban sind umstritten, die afghanische Regierung wird von Deutschland nicht anerkannt. Unterhalb diplomatischer Beziehung hält Dobrindt Gespräche mit den Taliban in der Zukunft für notwendig, um Abschiebungen zu ermöglichen

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl kritisierte die Abschiebungen scharf. Abschiebungen nach Afghanistan seien „ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht“, erklärte die rechtspolitische Sprecherin der Organisation, Wiebke Judith. Die Taliban herrschten dort mit brutaler Gewalt wie Auspeitschungen und Hinrichtungen für Verstöße gegen ihre Sittenregeln. Die Europäische Menschenrechtskonvention verbiete unter solchen Umständen Abschiebungen.