Arte zeigt Dokureihe “Hüterinnen der Erde”

Kenia und Guadeloupe, Indien und Polen: Das sind die Stationen einer vierteiligen Filmproduktion, die auf Arte beeindruckende Aktionen von Frauen gegen Umweltzerstörung vorstellt.

Jennifer aus Kenia ist eine der „Schwestern der Bäume“, die sich für die Aufforstung einsetzen
Jennifer aus Kenia ist eine der „Schwestern der Bäume“, die sich für die Aufforstung einsetzenArte / Little Big Story

“Ökofeminismus”: Man kann sich gut vorstellen, wie viele beim Lesen dieses Wortes genervt aufstöhnen werden. Nun auch noch die Kombi aus Umweltschutz und Feminismus, neben all den anderen zahlreichen Zumutungen des Zeitgeistes! Und doch gehören ökologische und feministische Fragen tatsächlich zusammen, gehen häufig eine geradezu organische Verbindung miteinander ein. Deutlich wird das in einer Rede, die die kenianische Baumschulen-Betreiberin Dorothy in der Dokureihe “Hüterinnen der Erde” hält. Arte strahlt die vier Teile zwischen dem 9. und 12. September täglich um 16.55 Uhr aus.

Am Ende des ersten Films – Untertitel “Kenia, grüne Hoffnung” – stellt die ältere Dame der versammelten Runde aus Freunden, Nachbarn und Dorfbewohnern (eher rhetorische) Fragen: Wer muss weit laufen, um Wasser zu holen? Wer, um Brennholz zu sammeln? Und wer, um Essen aufzutreiben? Die Antwort ist stets dieselbe: Es sind die Frauen.

Wie die “Hüterinnen der Erde” leiden

Sie leiden also besonders, wenn die Böden erodieren, da alle Bäume gefällt wurden, wenn nichts mehr wächst, weil der Boden aufgrund fehlender Baumwurzeln viel weniger Wasser speichern kann. Den engen Zusammenhang zwischen Umweltschutz und der Lebenssituation von Frauen macht Dorothy so auf bestechend einfache Weise deutlich. Und sie zeigt gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen, wie Artenschutz Spaß machen kann: mit Gesang, Tanz und Geselligkeit.

“Die Baumschwestern”, wie sich die Frauen rund um Dorothy nennen, forsten auf – und verdienen zugleich Geld, geben sich gegenseitig Kleinkredite, werden unabhängig und holen ihre Familien aus der Armut. Sie sehen sich in der Tradition Wangari Maathais, der kenianischen Friedensnobelpreisträgerin von 2004.

Denn auch das gehört dazu: Umweltschutz ist aktive Friedenssicherung. Schließlich führt die Zerstörung natürlicher Ressourcen zu Verteilungskämpfen um Essen und Wasser. An den Aktionen der Baumschwestern beteiligen sich mittlerweile auch immer mehr Männer.

Arte-Doku über Frauen auf Guadeloupe

Daneben porträtiert der Film eine weibliche Rangerinnen-Truppe im Süden des Landes, die Wildtiere zu schützen sucht. Ein ähnlich bestechendes Projekt, das auf Gewaltlosigkeit – die Frauen sind ohne Waffen unterwegs – und Zusammenarbeit mit der Dorfbevölkerung setzt.

Schauplatz des zweiten Teils der Reihe ist Guadeloupe: Die Böden und Gewässer der karibischen Insel sind durch jahrzehntelangen Pestizideinsatz auf den Bananenplantagen massiv mit Chlordecon belastet. 90 Prozent der Bevölkerung sind damit kontaminiert, hohe Krebsraten die Folge.

Die Frauen des „Team Lioness“ gehören den Massai an
Die Frauen des „Team Lioness“ gehören den Massai anArte / Little Big Story

Die Regisseure Pascale D’Erm und (der mittlerweile verstorbene) Christoph Schwaiger stellen künstlerische, soziale, umweltpolitische, wissenschaftliche und spirituell-medizinische Herangehensweisen vor, mit denen Frauen vor Ort mit der Vergiftung ihrer Heimat und Körper umzugehen suchen. Es sind, wie schon im ersten Teil, persönliche, eindrückliche Einblicke in das Leben und Wirken mutiger, engagierter Frauen. Eins verbindet alle in der Filmreihe vorgestellten Aktivitäten: Sie setzen aufs Miteinander, aufs Kollektiv.

Mut machende, bemerkenswerte Geschichten und interessante Protagonistinnen werden hier also vorgestellt. Und das mit ausreichend Muße, in entspanntem, aber nicht langatmigen Rhythmus.

Filmmusik ohne Konzept

Schade bloß, dass die Musikspur so lieblos befüllt wurde: Die jeweils 55-minütigen Filme werden nahezu flächendeckend von Klängen umspült, die weder Konzept noch Stil erkennen lassen. Der Off-Kommentar wiederum schrammt gelegentlich scharf am Kitsch vorbei.

Auch setzt der zweite Teil der Reihe etwas zu sehr auf esoterisch Angehauchtes, überhöht das (an sich legitime) Konzept von “Schwesterlichkeit” zwischenzeitlich zu einer spirituell-naturreligiösen Angelegenheit mit Mond-Ärztin, Kräuterbädern und Sprechstein. Dennoch lohnt es, sich “Die Hüterinnen der Erde” anzusehen. Allem voran für die anschaulich vermittelte Erkenntnis, wie sinnvoll und ergiebig die kombinierte Betrachtung von Umweltschutz und der Lebenssituation von Frauen ist.

“Hüterinnen der Erde” läuft ab Montag, 9. September, um 16.55 Uhr auf Arte. In der Mediathek läuft die Reihe bereits.