Arte-Dokumentation über Hitzewellen

“36 Grad – und es wird noch heißer… “, heißt es in einem Song. Für viele Menschen ist dies im Sommer eine schweißtreibende Realität. Eine Arte-Dokumentation zeigt, wie Menschen in Europa damit umgehen.

Wenn die Temperatur an mindestens drei aufeinander folgenden Tagen über 28 Grad Celsius liegt, spricht der Deutsche Wetterdienst von einer Hitzewelle. Auch wenn es für den Begriff international keine einheitliche Definition gibt: Hitzewellen ereignen sich immer häufiger, dauern länger und werden intensiver. Die Arte-Dokumentation “Europa glüht – Wie Hitzewellen unser Leben verändern” unternimmt am 1. Juni um 22.40 Uhr eine Reise zu europäischen Brennpunkten.

Die Co-Produktion von Arte und Hessischem Rundfunk (HR) beleuchtet in 53 Minuten die vielfältigen Auswirkungen von Hitzewellen auf das menschliche Leben. Sie zeigt zugleich einfache und komplexere Lösungen auf, um mit anhaltend hohen Temperaturen besser leben zu können.

Weil Städte wie Hitzefallen sind, besucht der Berliner Filmemacher Mike Plitt für seine Doku zuerst Paris. In der französischen Hauptstadt führte der Rekordsommer 2003 zu apokalyptischen Todeszahlen, wie sich Francois Michaud Nerard, damals Leiter der Pariser Bestattungsbehörde, im Film mit Schaudern erinnert. Erich Fischer, Klima-Physiker an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, schließt für die Zukunft sogar Temperaturen von 50 Grad Celsius für die Seine-Metropole nicht aus.

Ein Kernziel seines Films sei, komplexe Sachverhalte spielerisch und leicht verständlich zu erzählen, sagt Plitt. Forscher Fischer erläutert beispielsweise die Entstehung von Hitzewellen mit Hilfe einer silbernen Speiseglocke – in praller Sommersonne auf der Dachterrasse der ETH Zürich.

Auch außerhalb der Städte stellen Hitzewellen die Menschen vor enorme Herausforderungen. In der andalusischen Provinz Jaen gefährden sie zusammen mit langanhaltenden Dürre-Perioden die Oliven-Ernte. Selbst im Mittelmeer steigen die Temperaturen bedrohlich an, wie die Ozeanographin Karina von Schuckmann vom Forschungsinstitut Mercator Ocean International in Toulouse warnt.

Einen nachhaltigen Eindruck hat die brütende Hitze Andalusiens auch bei Mike Plitt hinterlassen. Beim Dreh in einer Kleinstadt ist dem Filmteam in der Nachmittagszeit über mehrere Stunden kein einziger Mensch begegnet. Das habe ihm klargemacht: “Hier gibt die Hitze den Lebensrhythmus vor und nicht der Mensch”, sagt der 40-jährige, den bei seiner Arbeit stets die Relevanz und Dringlichkeit eines Themas antreiben.

Zwar kann der menschliche Körper auf eine Reihe von Abkühlungsmechanismen zurückgreifen. Die stoßen jedoch schneller an ihre Grenzen als bisher vermutet, wie die Humanphysiologin Lisa Klous und ihr Kollege Boris Kingma von der Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung erklären.

Die gute Nachricht: Es gibt neben einfachen auch komplexere Lösungen, um mit Hitze besser leben zu lernen. Stadtbegrünung und Schatten durch Sonnensegel sind beispielsweise simple Maßnahmen, die sich besonders in Städten positiv auswirken. Innovation ist über kurz oder lang jedoch unverzichtbar. In Frankreichs Hauptstadt stellt etwa das unterirdische Kühlsystem “Fraicheur de Paris” eine wirksame wie beeindruckende Maßnahme dar: Gespeist mit Wasser aus der Seine dient es 30 Meter unter der Erdoberfläche als Kraftwerk zur Kälte-Erzeugung.

Zum Ende der interessanten und kurzweiligen Dokumentation “Europa glüht” stellt der Humanphysiologe Kingma fest: “Jetzt, mit Klimawandel und Hitzewellen, müssen wir uns wieder an die neue thermische Umgebung anpassen”.

Ist das auch für Mike Plitt die Message seines Films? Durchaus. Denn das Thermometer zeige nur in eine Richtung: “Wir werden in Zukunft mit mehr und mehr Hitzewellen konfrontiert sein. Es liegt somit in unserer Verantwortung, uns an diese neue Hitze-Realität anzupassen.”