Arte-Dokumentation über die Menopause

Meist wird über die Wechseljahre nicht gesprochen. Eine Arte-Dokumentation bricht das Tabu und lässt zwölf Frauen zu Wort kommen, die über Belastungen und neue Perspektiven aus dieser Lebensphase berichten.

Für Frauen sind die Wechseljahre und die damit verbundenen Veränderungen ein großes Thema, dennoch wird kaum offen darüber geredet. Von der Menopause spricht man, wenn eine Frau ihre Periode ein Jahr lang nicht mehr bekommen hat. Offen und ehrlich erklären zwölf Frauen in der Arte-France-Dokumentation “Menopause – Frauen berichten” am 25. Juni ab 21.45 Uhr, wie sie diese Zeit erlebt und welche Lehren sie daraus gezogen haben.

Mit Scharfsinn und Humor erzählten die Französinnen im Film der Pariser Regisseurin Julie Talon ihre persönlichen Geschichten – und werfen grundsätzliche Fragen auf. Eigentlich sollten sich Frauen rund ein halbes Jahrhundert nach der 1968er-Bewegung so akzeptieren, wie sie sind. Trotzdem ist die Menstruation immer noch tabu-behaftet und viele wagen es nicht zu sagen, wenn sie aufgrund ihrer mitunter sehr starken oder schmerzhaften Periode erschöpft sind. Auch Wellen von Traurigkeit, die durch Hormonveränderungen ausgelöst werden und manche monatlich überrollen, werden häufig verschwiegen.

Filmemacherin Talon ist selbst überrascht: “Als ich mit der Recherche begann, hätte ich mir nie vorstellen können, dass so viele mitmachen würden. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal sagen würde, dass die Frauen, die in meinem Film mitwirken, mutig sind, und doch ist es eindeutig der Fall.”

Hitzewallungen, Organsenkung, Blasenschwäche und Verlust der Libido: Ein Dokumentarfilm über die Menopause schien für Talon wie von Horrorszenarien zu berichten. Doch für einige Frauen ist gerade dieser Lebensabschnitt eine Chance und der geeignete Zeitpunkt, um sich tiefer mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, was die Zukunft (noch) bereithält – und was der Vergangenheit angehören soll.

Die Dokumentation ist auffallend wortlastig – von Autorin Talon bewusst gewählt als Gegenentwurf zum großen Schweigen: “Ich glaube, dass die Worte dieser Frauen – unabhängig davon, ob wir uns in den Geschichten dieses Films wieder erkennen – den Dialog fördern und es uns dadurch ermöglichen werden, mit mehr Gelassenheit für uns selbst Verantwortung zu übernehmen.” Talon hofft auch, dass die Statements der Frauen im Film denjenigen, die sie hören, dabei hilft, sich nicht länger für sich und ihren Körper zu schämen.

Die meisten Menschen würden hierzulande wohl argumentieren, dass sie heute in Sachen Liebe und Sex frei entscheiden können. Dennoch haben sich viele bis vor kurzem nie ernsthaft mit dem Konzept der Einvernehmlichkeit auseinandergesetzt. Und wie es viele Frauen von kleinauf gelernt haben, wird auch die Menopause “brav” versteckt. Als müsste das weibliche Geschlecht immer neue Mittel und Wege erfinden, um die Veränderungen seines Körpers zu verbergen.

“Die Ärzte und Mediziner signalisieren uns deutlich, dass es sie definitiv nicht interessiert, mit uns über diese Phase zu sprechen. Es ist ein Tussi-Problem. Man fühlt sich dadurch aber oft unfassbar unwohl, und es beeinträchtigt dein Leben”, sagt beispielsweise Chloe Bartoletti im Film. Die Mutter einer Tochter hatte nach eigenen Worten lange Zeit das Gefühl, körperlich nicht zu genügen.

Mit Ausdauer und ohne Hast hinterfragt “Menopause – Frauen berichten” gesellschaftliche Normen und zeigt Wege zu mehr Selbstliebe und Respekt auf. Autorin Talon möchte mit ihrem Film den Blick auf einen wichtigen Abschnitt in einem Frauenleben verändern.

Der Schlusssatz dieses – auch fürs andere Geschlecht interessanten – Films gehört Benedicte Guichardon. Sie hat das Verstecken satt und sagt: “Der Vorteil beim Älterwerden ist, dass man spürt, dass alles vergeht, dass die Zeit vergeht. Seit mir das bewusst ist, denke ich: Ich habe nichts zu verlieren, ich will mein Leben ganz leben. Das bedeutet auch, dass man sich klar äußert, ja, nein, ich will nicht, ich will.”