Arte-Doku über Mächtige und ihre Haustiere
“Wenn du in Washington einen Freund haben willst, dann schaff dir einen Hund an”, sagte der frühere US-Präsident Bill Clinton einmal. Auch andere Politiker umgeben sich gerne mit Vierbeinern, wie eine Arte-Doku zeigt.
Der Hund gilt als “bester Freund des Menschen”, erstmals so genannt 1789 von König Friedrich von Preußen. Manche Vierbeiner sind auch heimliche Hauptdarsteller in der Weltpolitik. Herrschende nutzen sie, um menschlich zu wirken oder auch Macht zu demonstrieren. Die Arte-ZDF-Dokumentation “Die Hunde der Mächtigen – und eine Katze” beleuchtet am 12. September um 20.15 Uhr die Hintergründe, weshalb sich Mächtige gerne mit ihren Vierbeinern öffentlich zeigen.
Der Hamburger Filmemacherin Heike Nikolaus, selbst Hundebesitzerin, wurde schnell deutlich, dass es dabei längst nicht nur um die Zuneigung von Politikern zu ihrem Haustier geht. Die englische Königin, die französischen Staatschefs, die amerikanischen Präsidenten, der Präsident der Russischen Föderation – alle sind und waren sie Hundebesitzer – wie der Film bilderreich belegt.
Ein Vierbeiner hilft bei der Imagepflege. Er kann, je nach Kalkül, seinen Menschen sympathisch wirken lassen – wie bei den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy und Barack Obama. Aber auch eine dunkle Seite kann betont werden. Um die Welt gegangen sind Bilder davon, wie Russlands Präsident Vladimir Putin seinen schwarzen Labrador beim Besuch der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Zimmer ließ, obwohl diese Angst vor Hunden hat.
Mit britischem Humor berichtet Tierpsychologe Roger Mugford von seinem Einsatz bei Elisabeth II. und ihren neun Corgis. “Ich wusste, dass verschiedene Mitglieder der königlichen Familie, darunter auch die Königinmutter, gebissen worden waren”, schildert Mugford das damalige Problem auf Schloss Windsor.
Der Tierpsychologe erzählt auch von der einzigen Katze im Londoner Regierungssitz. Jeder Premierminister muss sich an sie gewöhnen. Denn der Posten des obersten Mäusejägers in Downing Street Nr. 10 ist ein tierischer und unverhandelbarer Job auf Lebenszeit.
Hunde des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy avancierten sogar zum Symbol des Friedens. Mitten im Kalten Krieg bekam die First Lady Jacqueline nach einem Staatstreffen in Wien ein diplomatisches Geschenk vom damaligen russischen Präsidenten Nikita Chruschtschow. Es hatte Fell und vier Beine: die Hündin Pushinka. Deren Mutter hatte kurz zuvor als vierbeinige Kosmonautin einen Raumflug erfolgreich absolviert. “Pushinka und Kennedys Hund Charlie wurden ein Paar und zeigten: Frieden ist möglich. Das ist ein Fall von echter Hunde-Diplomatie”, findet im Film Chruschtschow-Urenkelin Nina Khrushcheva, die sich als Politikwissenschaftlerin mit ihrem Urgroßvater beschäftigt.
Filmemacherin Nikolaus besucht auch Thüringens Landesvater Bodo Ramelow (Die Linke). Der Hundefreund lässt sich beim Spaziergang mit seiner Französischen Bulldogge Lilo an der Saale in Erfurt filmen. Er schwärmt von “The First Dog”: “Für mich ist das Erholung pur. Wenn Lilo mich nicht nötigen würde, dass ich auch rausgehe, dann würde ich wahrscheinlich nochmal auf einem Berg Akten sitzen.”
Mit ihrer kurzweiligen Dokumentation gelingt es Nikolaus, jüngere Geschichte verständlich und unterhaltsam zu vermitteln. Der Aspekt, was Hunde – oder auch eine Katze – mit der Weltpolitik zu tun haben können, hat die Autorin nach eigenem Bekunden sofort interessiert. “Dies humorvoll und gleichzeitig faktenreich zu erzählen, war meine persönliche Herausforderung”, sagt Heike Nikolaus der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Auch wenn hinter manchen Bildern und Auftritten von Polit-Größen mit ihren Vierbeinern klare Berechnung steckt, ist es schön zu sehen, dass auch diese Mächtigen der Welt eine weiche und gefühlvolle Seite haben. Weltgeschichte einmal aus dem “tierischen” Blickwinkel zu betrachten, macht den Reiz des Films aus.
Tierisch geht der Fernseh-Abend auf Arte weiter: Das Geheimnis einer Freundschaft behandelt gleich im Abschluss um 20.55 Uhr die herzerwärmende Dokumentation “Hund und Mensch”.