2.900 Euro monatlich für eine vierköpfige Familie – unterhalb dieser Schwelle gilt man als armutsgefährdet. Davon sind wieder mehr Kinder und Jugendliche betroffen. Welche Gruppen besonders gefährdet sind.
Kein Geld für ein neues Bett? Dieses Problem betrifft laut Statistik hierzulande knapp jede fünfte Person unter 16 Jahren: 19 Prozent leben in einem Haushalt, der abgewohnte oder kaputte Möbel nicht ersetzen kann, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mit. Zwölf Prozent in dieser Altersgruppe konnten sich zuletzt keine einwöchige Urlaubsreise leisten, fünf Prozent mussten auf Freizeitaktivitäten wie die Mitgliedschaft im Sportverein oder Kinobesuche verzichten, rund drei Prozent auf mindestens zwei Paar Alltagsschuhe in gutem Zustand.
Jeweils zwischen einem und zwei Prozent der unter 16-Jährigen konnten aus finanziellen Gründen keine Freunde zu sich nach Hause einladen, keine Feste zu Anlässen wie einem Geburtstag feiern oder täglich frisches Obst und Gemüse bekommen, heißt es weiter. Fachleute sprechen von kinderspezifischer Deprivation, wenn finanzielle Mittel für eine angemessene Ausstattung oder altersgerechte Teilhabe fehlen.
Insgesamt werden 17 Merkmale betrachtet – wenn mindestens drei davon nicht erfüllt werden können, liegt eine kinderspezifische Deprivation vor. Damit wird das Fehlen von etwas Erwünschtem beschrieben. Dies traf laut Angaben zuletzt auf 11,3 Prozent der unter 16-Jährigen zu.
Insgesamt gelten 15,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen hierzulande als armutsgefährdet, so die Statistiker. Dies entspreche gut 2,2 Millionen Menschen, also knapp jeder siebten Person unter 18 Jahren. Ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung sei die Armutsgefährdungsquote in dieser Gruppe damit zuletzt gestiegen: 2023 habe sie noch bei 14,0 Prozent gelegen.
Der Wert liegt den Angaben zufolge unter dem Durchschnitt der Europäischen Union, wo 19,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen sind. Nach der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen, auf die sich die Statistiker beziehen, gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt.
Das Nettoäquivalenzeinkommen ist ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen, das das Einkommen von Personen unter Berücksichtigung von Haushaltsgröße und -zusammensetzung vergleichbar macht. Es ergibt sich aus dem Gesamteinkommen eines Haushalts sowie der Anzahl und dem Alter der von diesem Einkommen lebenden Personen.
2024 habe die Armutsgefährdungsschwelle für eine alleinlebende Person bei 1.381 Euro pro Monat gelegen, heißt es. Ein Alleinerziehenden-Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren galt folglich als armutsgefährdet, wenn ihm weniger als 1.795 Euro netto im Monat zur Verfügung standen. Für Haushalte mit zwei Erwachsenen mit zwei Kindern unter 14 Jahren traf dies bei weniger als 2.900 Euro netto zu.
Stärker von Armut gefährdet sind demnach Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss sowie Minderjährige mit Migrationsgeschichte. Wenn die Eltern etwa über einen Haupt- oder Realschulabschluss ohne beruflichen Abschluss verfügten, lag die Armutsgefährdungsquote ihrer Kinder bei 41,8 Prozent, so das Statistikamt.
Unter Kindern und Jugendlichen mit Einwanderungsgeschichte betrifft diese Gefahr 31,9 Prozent – ohne Migrationshintergrund sind es in derselben Altersgruppe 7,7 Prozent.