Armutsbetroffene fordern mehr Mitspracherechte
Menschen mit Armutserfahrungen fordern eine bessere politische Beteiligung und ihre Einbindung bei relevanten Gesetzgebungsverfahren. In einem am Donnerstag an Bundestagsabgeordnete übergebenen Positionspapier von Armutsbetroffenen wird unter anderem angeregt, dass die Betroffenen ein verbindliches Mitspracherecht in sozialpolitisch relevanten Gremien wie dem Beirat der Bundesagentur für Arbeit erhalten.
Die Erfahrungen von armutsbetroffenen Menschen spielten bei sozialpolitischen Entscheidungsprozessen bisher kaum eine Rolle, hieß es. Als Betroffene wollten sie mit ihrem Erfahrungswissen im politischen Meinungsbildungsprozess involviert sein.
Zudem wird eine bessere Expertise von Politikerinnen und Politikern beim Thema Armut gefordert. „In den seltensten Fällen haben Abgeordnete eine Ahnung, wie Menschen in Armut leben müssen“, heißt es. Deswegen sollte es Pflichtprogramm für jeden Sozialpolitiker sein, praktische Erfahrungen in der Lebenswirklichkeit von Menschen in Armut zu machen. Das könne Begleitung bei der Wohnungssuche, Besuche bei der Tafel oder ein Praktikum in der Sozialberatung sein.
Erarbeitet wurde das Positionspapier den Angaben zufolge Mitte September in einer Zukunftswerkstatt der Caritas und weiterer katholischer Verbände mit 40 armutsbetroffenen Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet. Darunter waren ehemalige Obdachlose, Bürgergeldempfänger und alleinerziehende Mütter. Übergeben wurde es am Donnerstag bei einem Parlamentarischen Frühstück des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales.