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Antisemitismusbeauftragter: Erinnerungskultur stärken gegen Judenhass

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz werden Rufe nach einem “Schlussstrich” lauter. Doch das darf nicht sein, findet der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung – denn Judenhass nehme nicht ab, sondern zu.

Beim Gedenken an die Gräuel der Nazi-Zeit darf es keinen “Schlussstrich” geben, findet der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. Mit Blick auf den Holocaust-Gedenktag am Montag forderte er in der “Rheinischen Post” (Montag), die Erinnerungskultur wachzuhalten und zu stärken: “Die unfassbaren Verbrechen der NS-Zeit, die industrielle Ermordung von Millionen Menschen, gehören zur deutschen Geschichte und prägen unser Verständnis von Demokratie, Freiheit, Recht und Unrecht und damit unsere ganze Gesellschaft bis heute.”

Schon deshalb, so Klein weiter, sei der Ruf nach einem Schlussstrich “unsinnig. Kam dieser Ruf bis vor kurzem hauptsächlich von Rechtsaußen, um die eigenen ideologischen Vorgänger von Schuld freizusprechen, so hören wir ihn mittlerweile auch von Linksaußen in Bezug auf den Nahostkonflikt”.

Der Antisemitismusbeauftragte mahnte darüber hinaus: “Jüdisches Leben in Deutschland ist heute so gefährdet, wie seit der Schoah nicht mehr.” Judenfeindliche Straftaten seien auf einem Höchststand. Dabei wende sich Antisemitismus nicht nur gegen Jüdinnen und Juden. Er sei Ausdruck einer zutiefst demokratiefeindlichen Haltung und lehne die Errungenschaften der modernen, freiheitlichen Gesellschaft ab.

Für den Schutz der Demokratie spiele die präventive Antisemitismusbekämpfung daher eine maßgebliche Rolle, ergänzte Klein: “Ein wesentlicher Schlüssel dagegen ist auch die Erinnerungskultur. Ich bin der festen Ansicht: Zukunft kann nur gestalten, wer seine Vergangenheit kennt.”

Am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocausts gedacht. Das Datum erinnert an die Befreiung der überlebenden Häftlinge des größten NS-Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945, also vor 80 Jahren.