Anhaltende Proteste gegen Ausstellung in einer Kirche in Italien

Eine Ausstellung mit umstrittenen Darstellungen des toten Christus sorgt seit Wochen in Italien für Protest – bis hin zu einem Messerangriff. Religiöses Empfinden versus Kunstfreiheit: ein Thema, so alt wie die Kunst.

 In der norditalienischen Stadt Carpi wird die umstrittene Kunst-Ausstellung „Gratia plena“ in der Kirche Sant’Ignazio trotz anhaltender Proteste fortgesetzt. Ende März hatte ein Mann eines der ausgestellten Kunstwerke mit Farbspray und einem Messer beschädigt. Bei dem anschließenden Handgemenge mit dem anwesenden Künstler Andrea Saltini war dieser verletzt worden.

In lokalen Medienberichten war daraufhin zunächst von einer Messerattacke auf den Künstler die Rede gewesen. In anderen Medienberichten heißt es nun, der Mann habe Spraydose und Messer fallenlassen, bevor es zu dem Handgemenge kam. Der Mann ist den Berichten zufolge weiterhin flüchtig.

Unterdessen gab es laut der Lokalzeitung „Gazzetta di Modena“ neue Proteste vor der Kirche. Gegner der Ausstellung beteten demonstrativ den Rosenkranz. Unterstützer des Künstlers demonstrierten hingegen für die Kunstfreiheit.

Unterdessen räumte der Generalvikar des Bistums Modena, Ermenegildo Manicardi, in einem Fernsehinterview ein, dass die kirchlichen Ausstellungsmacher offenbar die Sensibilität einiger Gläubiger falsch eingeschätzt hätten.

Angesichts der vorgefallenen Gewalt sei die Lage jetzt „komplex“, die Entscheidung für eine Fortsetzung der Ausstellung oder für eine Schließung sei nicht leicht. Es müsse geklärt werden, welche Werke der Ausstellung als pornografisch interpretiert werden könnten. Manicardi beklagte, dass einige Kritiker der Ausstellung den Bischof von Modena „beleidigt und ihm den Tod gewünscht haben“.

Stein des Anstoßes ist ein Gemälde Saltinis, das den nackten Körper Jesu nach der Kreuzigung zeigt. Sein Intimbereich wird vom Kopf eines anderen Mannes bedeckt, so dass die Szene einen Oralverkehr anzudeuten scheint. Laut den Ausstellungsmachern geht es jedoch nicht um den Kopf, sondern um die linke Hand des Mannes, die gegen den Rippenbogen Jesu drückt. Es handele sich um den römischen Offizier Longinus, der dem Gottessohn eine Rippe bricht.