Andreas Hüneke: Vordenker der Wendezeit
Am 1. Oktober starb Andreas Hüneke in Potsdam. Er war einer der kulturell-politischen Vordenker der Wendezeit. Der frühere Kulturchef der Potsdamer Neuesten Nachrichten blickt auf sein Leben zurück.
Bis zur 8. Klasse durfte der vor 80 Jahren in Wurzen geborene Andreas Hüneke im sächsischen Eilenburg nur die Schule besuchen. Die staatlichen Stellen der DDR ließen eine weitere Schulbildung nicht zu, da ihnen die kritische Einstellung des Pfarrerssohns zum Arbeiter- und Bauern-Staat suspekt war. Aber Andreas fand einen Ausweg. Er ging ins Proseminar für kirchliche Dienste nach Dahme (Mark). Mit dem dortigen Abschluss konnte man aber jedoch nur in kirchliche Diensten arbeiten oder Theologie studieren.
Im Jahr 1964 stand die Musterung für den Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee an. Andreas Hüneke verweigerte den Dienst an der Waffe. Eigentlich hatte die DDR-Justiz für diese Haltung eine Gefängnisstrafe vorgesehen, doch dem Verweigerer Hüneke blieb dies erspart.
Moderne Kunst statt Pfarramt
Ein Jahr später schrieb er sich für ein Studium der Theologie an der Universität in Halle (Saale) ein. Bis zum ersten theologischen Examen brachte es Andreas Hüneke. Aber ins Pfarramt wollte er nicht, zu groß war das Interesse für die moderne Kunst. Nebenbei hörte er Vorlesungen in Kunstgeschichte. Doch mit der Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle rechnete der Theologe nach dem Studium nicht. Der Fokus seiner Forschungsarbeit in der Moritzburg lag auf den Expressionismus, also auf jene Kunst, die während der Hitler-Diktatur als „Entartete Kunst“ diffamiert wurde. Er organisierte Ausstellungen und schrieb Texte, die veröffentlicht wurden, auch dann, als er 1982 nach Potsdam zog. Unvergessen ist sein Engagement für das Friedensfest im November 1985 in der St. Nikolaikirche. Er kuratierte eine Ausstellung mit Kunstwerken, die wegen der antimilitärischen Aussagen von der Stasi scharf beäugt wurde.
Die DDR stand zwar schon ökonomisch auf wackligen Füßen, doch erst im Herbst 1989 schlugen für den Staat die letzten Stunden. Bürgerrechtler gingen auf die Straße, auch Andreas Hüneke und seine Frau Saskia. Sie gehörten zu den Erstunterzeichnern des Gründungsaufrufs des Neuen Forums in Potsdam. Dann das große Aufatmen. Ab 1990 könnte sich für die DDR-Bürger der Traum von einer besseren Zeit in Erfüllung gehen. Hüneke hat nun ohne staatliches Hineinreden viele Projekte in Angriff genommen: Ausstellungen und kunstwissenschaftliche Veröffentlichungen. Er übernahm den Vorsitz des Potsdamer Kunstvereins.
Am 1. Oktober ist der Theologe und Kunstwissenschaftler Andreas Hüneke nach kurzer Krankheit verstorben.