An Pfingsten für mehr Zusammenhalt und Menschenwürde

Christinnen und Christen sollten Brücken bauen, die Menschen zusammenführen, sagte Ernst-Wilhelm Gohl, Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, in seiner Pfingstbotschaft. Sie sollten Spaltung in der Gesellschaft entgegentreten und sich für Verständigung einsetzen. Christen könnten vorleben, dass Verschiedenheit nicht dazu führen muss, sich voneinander abzuwenden. „Lasst uns als Kirchen, als Gemeinden solche Räume eröffnen und Gesprächsbrücken bilden für Menschen, die einander fremd sind“, so Gohl. „Wir leben aus der Versöhnung, die uns in Christus geschenkt ist. Deshalb ertragen wir Konflikte. Deshalb geben wir dem Übersetzen, Kritisieren und Lernen Raum.“ Gohl wird am Pfingstmontag in der Stuttgarter Stiftskirche predigen.

Der katholische Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat in seiner Predigt zum Pfingstsonntag im Freiburger Münster die christliche Friedensbotschaft und die Unverhandelbarkeit der Menschenwürde in den Fokus gestellt. Die Friedensarbeit und der Einsatz für den Schutz von Menschenleben endeten nicht in Kriegs- und Krisengebieten. Sie erstreckten sich auch auf aktuelle Diskussionen in Deutschland sowie auf das Leben der einzelnen Christen.

Burger berichtete von seiner Reise in die Demokratische Republik Kongo, er hatte in der vergangenen Woche unter anderem Flüchtlingslager in Goma besucht. „Ich durfte in ein Gefängnis Einblick nehmen, das für 350 Personen ausgelegt ist, in dem aber zwischen 3.000 und 4.000 Mann inhaftiert sind.“ Ihm fehlten die Worte, diese katastrophalen, menschenunwürdigen Verhältnisse zu beschreiben. Mit solchem Leid, im Kongo und an vielen anderen Orten, sollten sich Christen nicht abfinden, insbesondere zu Pfingsten. Stattdessen sei es Aufgabe eines jeden, den Frieden im Miteinander des Lebens zu finden.

Burger erinnerte an den im NS-Regime ermordeten Max Josef Metzger, dessen Seligsprechung bevorsteht. Dieser Priester, eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, habe sich so für das Friedensreich Jesu Christi eingesetzt, dass er dafür selbst den Tod nicht scheute. Jeder könne zu einem besseren Miteinander beitragen. Friedensarbeit beginne in der Beichte, mit der Versöhnung mit Gott. Sich mit dem Unterschied von Gut und Böse auseinanderzusetzen, Versöhnung zu erfahren, sei keine Sache nur von Erwachsenen, sondern auch schon für Kinder.

Heike Springhart, Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, erinnerte am Pfingstsamstag auf Facebook an die deutsch-französische Versöhnung; „Im Herzen Europas haben wir erfahren, dass aus Feinden Freunde wurden. Besonders zwischen Deutschland und Frankreich, Baden und dem Elsass.“ Mit Sorge sehe sie „die wachsende Polarisierung und den wachsenden Populismus“. Sie bat die Leser: „Bitte nehmt bei der Europawahl eure Stimme wahr. Und wählt demokratisch – für Demokratie und Menschenrechte.“

Die Ulmer Regionalbischöfin Gabriele Wulz predigte bei der Einweihung einer neuen, 50 Quadratmeter kleinen Ladenkirche in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis). Sie sagte, dass Christenmenschen keine Schwärmer seien, die „rosarote Girlanden um einen tristen Alltag“ malen. Denn sie wüssten um die „Abgründe des Lebens und die Macht der Finsternis“. Dennoch setzten sie aus ihrem christlichen Glauben heraus Hoffnungszeichen in dieser Welt. (1082/19.05.20214)