Amtsärzte-Chefin warnt vor Personallücken in Gesundheitsämtern

Gesundheitsämter stärken – das war eine Lehre aus der Corona-Pandemie. Doch jetzt warnen die Amtsärzte vor einer Rolle rückwärts bei der Personalausstattung. Auch technisch hapert es: Das Fax ist immer noch wichtig.

Amtsärzte warnen vor riskanten Personallücken in den deutschen Gesundheitsämtern: „In der Pandemie wurden mit Bundesmitteln tausende neue Stellen in den Gesundheitsämtern geschaffen. Doch die Förderung durch den Bund läuft 2026 aus“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Kristina Böhm, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Wegen der schwierigen Haushaltslage in den meisten Kommunen drohe nun eine „riskante Rolle rückwärts“.

In vielen Städten und Gemeinden liefen etliche der neu geschaffenen Stellen schon Ende 2026 wieder aus oder seien von vornherein nur befristet besetzt worden. „Gerade in den kleinen Gesundheitsämtern auf dem Land ist die Gefahr groß, dass hier schon bald wieder Lücken entstehen“, warnte Böhm.

Bei der Digitalisierung gebe es ebenfalls noch Probleme: Die Ämter arbeiteten etwa immer noch mit Faxgeräten, was daran liege, dass viele Arztpraxen Patientendaten immer noch per Fax schickten, so Böhm. „In diesem Punkt sind wir überhaupt noch nicht da, wo wir sein sollten“, kritisierte sie. Mit Laboren und Kliniken dagegen laufe die Datenübermittlung inzwischen komplett digital.

Böhm fordert darüber hinaus ein neues Grundverständnis über den Umgang mit Krisen. „Damit wir für künftige Pandemien gerüstet sind, müssen wir deutlich mehr Material und Personal in Reserve haben.“ Viele Politiker scheuten die hohen Vorhaltekosten, „aber nur so kann man sich auf einen plötzlichen Krisenfall vorbereiten“.

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sieht das Land ebenfalls nicht genügend auf künftige Pandemien vorbereitet. „Wir haben zwar seit der Corona-Pandemie in vielen Bereichen einiges verbessert, aber das reicht noch nicht“, sagte Dahmen den Zeitungen. Bei Schutzausrüstung, Test-Kits oder Arzneimitteln sei Deutschland immer noch zu abhängig von globalen Lieferketten. „Die Materialreserven beim Großhandel der Apotheken, in den Arztpraxen und Krankenhäusern müssen auf ein Niveau hochgefahren werden, das auf eine plötzliche weltweite Notlage reagieren kann“, forderte Dahmen. Das gleiche gelte für die deutschen Produzenten: Sie müssten in der Lage sein, ihre Produkte weiter herzustellen, auch wenn die Lieferketten durch Kriege und Krisen unterbrochen werden.