Amalie Nathan Haus für Kinderschutz eröffnet
Zahlreiche Gäste aus Politik, Medizin, Justiz, Polizei und Jugendhilfe sind am Montag zur Eröffnung des Amalie Nathan Hauses des Fürther Klinikums gekommen, einer Einrichtung zur ganzheitlichen Versorgung traumatisierter Kinder und Jugendlicher. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte in seiner Eröffnungsrede, man wolle mit dem Haus „den Kinderschutz neu denken“. Es solle „ein Ort der Hoffnung, der Wärme und des Wachsens“ für die Kinder werden. Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) appellierte, es müsse alles Menschenmögliche getan werden, „damit die Kinder das Erlebte verarbeiten können“.
Die ambulante Einrichtung versorgt Kinder und Jugendliche, bei denen der Verdacht besteht, dass sie Opfer sexuellen Missbrauchs, körperlicher oder seelischer Misshandlung oder von Vernachlässigung geworden sind. Das Kinderschutzhaus vereine alle notwendigen Untersuchungen unter einem Dach und in einer kindgerechten Umgebung, sagte Luise Peschke, Leiterin des Jugendamts der Stadt Fürth. Dazu zählten die medizinische, psychiatrische, psychologische und psychosoziale Diagnostik ebenso wie notwendige Behandlungen und Beratungen. Mit diesem Ansatz gebe es in Deutschland „erstmals eine zentrale Anlaufstelle für Kinder in schwierigen Lebenslagen“, sagte Peschke.
Die Aufklärung durch Befragungen und Untersuchungen in verschiedenen Institutionen stelle häufig eine starke Belastung für die Betroffenen dar, erklärte Jens Klinge, medizinischer Leiter des Hauses und Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche. Die zentrale Versorgung in einer kindgerechten Umgebung bedeute daher eine wesentliche Erleichterung für traumatisierte Kinder. Neben der Wahrheitsfindung solle vor allem das Wohl der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt der ganzheitlichen Versorgung stehen.
Es werde außerdem eine enge Zusammenarbeit mit Ermittlungs- und Beratungsstellen der Polizei geben, damit die Aufklärung und Ahndung von Straftaten schnell stattfinden können. Auch das Familiengericht soll künftig einbezogen werden.
Das Amalie Nathan Haus ist ein Gemeinschaftsprojekt des Klinikums, von Justiz, Polizei und Jugendämtern sowie der Stiftung Kinderförderung von Playmobil. Langfristig sei geplant, das Haus zu einem Kompetenzzentrum für Kinderschutz in Nordbayern auszubauen. Es soll überregionale Expertise zur Verfügung stellen und damit den Schutz der Kinder und Jugendlichen weiter verbessern. (00/3613/15.11.2024)