Altbischof Kamphaus tot – Bätzing: Charismatische Persönlichkeit

25 Jahre lang war er Bischof des Bistums Limburg – von 1982 bis 2007. Seine Worte hatten bundesweit Gewicht. Im Streit um die Schwangerenberatung riskierte er einen Konflikt mit Rom. Nun ist Franz Kamphaus gestorben.

Der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus ist tot. Er starb am frühen Montagmorgen im Alter von 92 Jahren im Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen, wie die kirchliche Einrichtung und das Bistum Limburg mitteilten. Kamphaus stand 25 Jahre – von 1982 bis 2007 – an der Spitze des Bistums Limburg. Sein Wirken als Bischof fand bundesweit starke Beachtung.

“Seine charismatische Persönlichkeit wird fehlen”, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einem Nachruf. “Bischof Kamphaus hat überall im Bistum große Spuren hinterlassen, denen ich sehr oft begegne und die mich staunen lassen. Sie zeugen von einer theologischen Tiefe, von Klugheit, einem tiefen Glauben und einer großen Menschenfreundlichkeit”, erklärte Bätzing als amtierender Bischof von Limburg.

Für großes Aufsehen sorgte Kamphaus’ Widerstand gegen Rom Ende der 1990er Jahre. Als einziger deutscher Bischof hielt Kamphaus an der Schwangeren-Konfliktberatung im geltenden gesetzlichen Rahmen fest, obwohl Papst Johannes Paul II. den Ausstieg angeordnet hatte. Im März 2002 beendete Johannes Paul II. den Alleingang des Limburger Bischofs, beließ ihn aber im Amt.

Bätzing erinnerte an diese “schwierigen Zeiten” und betonte: “Franz Kamphaus sah die Nöte der Frauen und wollte das ungeborene Leben schützen, indem er die Beratungen fortsetzen ließ. Die Auseinandersetzung hat sein Gewissen geschärft und er hat einen neuen Blick für die Konflikte, in die Frauen geraten können, bekommen.”

Bätzing würdigte Kamphaus als charismatischen Prediger, frommen Priester und engagierten Bischof, der bescheiden gewesen sei, klug gehandelt habe, sich an die Seite der Armen gestellt habe und den Menschen zugewandt gewesen sei. “Bischof Kamphaus war ein Menschenfreund”, sagte Bätzing.

Bätzing hob auch das weltkirchliche Engagement von Kamphaus hervor: “Keine Reise war ihm zu weit, denn es ging Bischof Kamphaus darum, bei den Menschen zu sein.” Dabei sei es ihm um Gerechtigkeit für die Ärmsten gegangen und jene, die an den Rändern der Gesellschaft leben. “Was Papst Franziskus heute macht, hat Franz Kamphaus als Bischof von Limburg in der Welt geleistet”, sagte Bätzing. Kamphaus war über viele Jahre Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz; auch den Vorsitz der Jugendkommission hatte er inne.

Kamphaus sei vom Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) geprägt gewesen. So habe er Synodalität im Bistum Limburg gelebt und die Mitarbeit von Laien in der Seelsorge und die “strukturelle Verankerung ihrer Rolle” stark gefördert, sagte Bätzing.

Als Altbischof wurde Kamphaus auch mit Nachfragen zum Thema sexueller Missbrauch konfrontiert. Kamphaus bekannte in einer im November 2019 veröffentlichten Erklärung, dass er im Missbrauchsfall um den ehemaligen Priester Wolfdieter W. entschiedener hätte durchgreifen müssen und “schwere Schuld” auf sich geladen habe.

Nach seinem Abschied vom Limburger Bischofsamt wechselte Kamphaus in das Sankt Vincenzstift, wo er mit geistig behinderten und mehrfach eingeschränkten Menschen zusammenlebte. Dort starb er am Montag in den frühen Morgenstunden. Mit Blick auf den Tod des Limburger Altbischofs sagte Bätzing, Kamphaus sei nun “heimgegangen zu dem, den er sein Leben lang verkündet und bezeugt hat”.

Kamphaus, der im westfälischen Lüdinghausen geboren wurde, veröffentlichte mehrere Bücher zum christlichen Glauben, darunter die Titel “Mach’s wie Gott, werde Mensch”, “Wenn der Glaube konkret wird” und zuletzt “Der Unbekannte aus Nazaret”. Bätzing sagte zudem, seine Predigten und Hirtenbriefe hätten vielen Menschen Inspiration gegeben. Die Stadt Frankfurt am Main hatte Kamphaus mit ihrem Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung ausgezeichnet, die Stadt Limburg hatte ihn zu ihrem Ehrenbürger gemacht.

In Limburg lädt das Bistum für Montagnachmittag um 16 Uhr zu einem Gebet für den Verstorbenen in den Dom ein. Im Anschluss würden Bischof Bätzing und Domdekan Wolfgang Pax weitere Informationen zum Totengedenken, zum Requiem und zur Beisetzung von Kamphaus geben, so das Bistum.