Allmendinger: Mitsprache zentral für Strukturwandel-Bewältigung Saar

Die Soziologin Jutta Allmendinger sieht Mitsprachemöglichkeiten der Bevölkerung als entscheidend für eine erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels im Saarland. Von großer Bedeutung für das Gelingen des Strukturwandels sei zudem die Zuversicht der Menschen, sagte Allmendinger am Montagabend in Saarbrücken auf einer Strukturwandelkonferenz der saarländischen Landesregierung. Wenn Menschen erfolgreich eine Krise überwunden hätten, glaubten sie umso mehr daran, auch die nächste Herausforderung bewältigen zu können.

Nach einer auf der Konferenz vorgestellten Umfrage, dem Saarlandreport, fühlen sich viele Saarländer nicht ausreichend gehört. Danach antwortete in einer Umfrage mit 1.350 Befragten eine Mehrheit auf die Frage, ob sie sich gehört fühlten, mit „nein, auf keinen Fall“ (14 Prozent) oder mit „eher nein“ (46 Prozent).

Allmendinger stellte dem Saarland und ihrer Regierung eine generell gute Strategie für den Strukturwandel aus. Sie hoffe für das kleinste deutsche Flächenland, dass es den viel beschworenen „Sozialen Kitt“ behalte. Sie kritisierte allerdings, dass etwa beim Thema Weiterbildung die Landesregierung nur auf „bezahlte Arbeit“ setze. Eine größere Bedeutung für die Flexibilität des Einzelnen hätten grundlegende Bildung und Chancengleichheit für alle.

Die IT-Unternehmerin Stella Pazzi forderte Bürokratieabbau und bessere Rahmenbedingungen für Mitarbeiter wie mehr Kita-Plätze. „Wie soll ich einen Mitarbeiter gewinnen, wenn ich ihm diese Rahmenbedingungen nicht liefern kann.“ Es sei auch mühselig, dass sie als Firmenchefin jedes Mal zum Telefon greifen müsse, wenn einer ihrer ausländischen Mitarbeiter Probleme mit der Ausländerbehörde habe. Diese Probleme dürften ihrer Einschätzung nach zunehmen.

Nach der Umfrage glaubt eine Mehrheit (58 Prozent) daran, dass der Strukturwandel im Saarland auf jeden Fall (sieben Prozent) oder eher (51 Prozent) gelingt. Unter den 18- bis 34-Jährigen war der Optimismus dabei noch etwas größer. Eine Mehrheit der Befragten war allerdings weniger oder gar nicht zufrieden, wie Demokratie in Deutschland funktioniert, wobei rund 60 Prozent derjenigen, die an einen Erfolg des Strukturwandels glauben, auch mit der Demokratie in Deutschland zufrieden sind.

Dem Fachkräftemangel im Saarland kann nach Ansicht einer Mehrheit der Befragten durch verstärkte Weiterbildung, durch Zuzug beziehungsweise Halten von jungen Menschen, die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt oder das Anlocken von Menschen aus der SaarLorLux-Region entgegengewirkt werden. Nur eine Minderheit geht davon aus, dass dieses Problem allein durch den Zuzug von Ausländern aus anderen EU-Regionen oder anderen Staaten gelöst werden kann. Für einen gelingenden Strukturwandel sprechen sich viele für eine Förderung von Mittelstand und Handwerk aus.

Für eine Gestaltung des Strukturwandels wurde im vergangenen Jahr von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) das Zukunftsbündnis Saar ins Leben gerufen. Es soll eine enge Abstimmung mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Arbeit, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sichern.