Alle zwei Jahre muss Papa weg

Der Eutiner Militärseelsorger Thomas Dietl begleitet Bundeswehrsoldaten bei einer EU-Mission im afrikanischen Mali. Kein einfaches Unterfangen, nicht nur wegen der beginnenden Regenzeit.

Der Eutiner Militärseelsorger Thomas Dietl auf Mission in Mali
Der Eutiner Militärseelsorger Thomas Dietl auf Mission in Maliepd

Koulikoro/Eutin. Es ist heiß in Koulikoro. Richtig heiß. Manchmal zeigt das Thermometer in der malischen Stadt Temperaturen weit über 30 Grad an. Dazu kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit. „Hier beginnt gerade die Regenzeit“, erzählt Thomas Dietl am Telefon. Der Militärseelsorger begleitet Bundeswehrsoldaten bei einer Mission der Europäischen Union. Seit April ist er gemeinsam mit etwa 100 Soldaten aus ganz Deutschland in einer Kaserne der malischen Armee untergebracht – zusammen mit rund 800 Soldaten aus 20 Ländern.

Alle haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die Sicherheitskräfte des westafrikanischen Staates im Kampf gegen islamische Terroristen ausbilden. Thomas Dietl begleitet die Truppe seelsorgerisch. Fixpunkte sind der sonntägliche Gottesdienst und jeden Mittwoch eine Morgenandacht – „pünktlich zum Sonnenaufgang“, wie der Pastor sagt. Die Liturgie sei im Vergleich zu einem Gemeindegottesdienst stets etwas reduziert und ohne Orgel. Dietl beginnt die Feiern an seiner Gitarre mit einem Lied der Popkultur, zuletzt etwa vom US-Sänger Jack Johnson.

Trennungsschmerz und Ängste

Die Themen der Gottesdienste sollten immer den Soldaten Spaß machen, so Dietl. Vor Kurzem ging es zum Beispiel um das Abendmahl und um die Frage, welche Bedeutung gemeinsames Essen hat. Meistens kommen etwa 20 Soldaten – eine sehr gute Quote, denn stets sind nur etwa 70 Soldaten in der Kaserne. Weil Dietl mit den Soldaten unter einem Dach wohnt, ergibt sich eine größere Nähe als in der Eutiner Kaserne. Daraus resultierten auch viele Seelsorge-Gespräche, berichtet der Theologe. Oft spiele dabei die Trennung von der Familie eine Rolle. Ende Juni wollten viele Soldaten über einen Anschlag auf eine Bundeswehrpatrouille sprechen, der sich in der etwa 1000 Kilometer entfernten malischen Stadt Gao ereignet hatte. Daraufhin habe er einen Gottesdienst organisiert.

Aus Sicherheitsgründen darf Thomas Dietl keinen Fuß vor die Kasernentür setzen, weshalb die Möglichkeiten in der Freizeit eingeschränkt sind. Manchmal spielt er trotz der Hitze Volleyball oder liest ein Buch. Dank einer guten Internetverbindung führt er regelmäßige Video-Telefonate mit seiner Frau und seinen Kindern. So habe er das Gefühl, an ihrem Alltag teilzunehmen, auch wenn er seit mehr als vier Monaten Tausende Kilometer von ihnen getrennt lebt.

Alle zwei Jahre: „Papa muss mal weg“

Dass Thomas Dietl als Militärseelsorger für längere Zeit im Ausland ist, habe die Familie besprochen, bevor er vor zwei Jahren die Stelle in Eutin antrat. „Auch meine Kinder wissen, dass Papa mal weg muss“, sagt er. Im Schnitt stehe alle zwei Jahre ein mehrmonatiger Auslandsaufenthalt an. Vor seiner Eutiner Zeit lebte Dietl mit seiner Familie in Sydney, wo er gemeinsam mit seiner Frau, ebenfalls Pastorin, die deutsche evangelische Gemeinde betreute. In Australien habe er auch eine hohe Wertschätzung für das Militär erlebt – zum Beispiel bei Paraden oder Nationalfeiertagen.

Für den ehemaligen Zivildienstleistenden sei das eine neue Erfahrung gewesen, die sein Interesse an der Bundeswehr geweckt habe. Deshalb habe die Stelle als Militärseelsorger so gut gepasst, auch wenn er erst einmal auf der Landkarte schauen musste, wo Eutin eigentlich liegt, sagt Dietl, der sein Vikariat in der Landeskirche Braunschweig absolviert hat. Jetzt freut Dietl sich darauf, am 19. August seine Familie in die Arme schließen zu können. Wenn er wieder zu Hause ist, hat er sich zwei Dinge fest vorgenommen: endlich wieder Motorrad fahren und für die Familie grillen.