Akademiedirektor: Rechtsextremismus verleugnet christliche Grundsätze
Mehrere leitende Geistliche der bayerischen Landeskirche haben sich in ihren Predigten zum Reformationstag Gedanken zum Zustand von Kirche und Gesellschaft gemacht. Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski etwa äußerte sich zu den aktuellen Kriegen und stellte fest: „Frieden muss mehr sein als die Abwesenheit von Krieg und Waffen.“ Der Regensburger Regionalbischof Klaus Stiegler sagte, die Kirche brauche Mut zur Umgestaltung. Der Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, Pfarrer Udo Hahn, predigte am Donnerstag über die christlichen Facetten des Grundgesetzes.
Bornowski äußerte sich am Donnerstagabend in der Schweinfurter St. Johanniskirche laut Predigtmanuskript zu Forderungen – auch aus den Kirchen – nach einem Ende der Waffenlieferungen an Israel und die Ukraine: „Manche begründen das sogar biblisch.“ Wer so etwas sage, der verkenne, „dass Jesus und seine Jünger die absolute Gewaltlosigkeit als Zeichen des endgültigen Heils Gottes vorgelebt haben“. Absolute Gewaltlosigkeit gelte jedoch „nicht als moralische Empfehlung für jede politische Situation“. Waffen führten zwar „nicht zum Frieden“, aber sie helfen in der Ukraine und in Israel „ein Leben in Freiheit zu ermöglichen“.
Regionalbischof Stiegler sagte in der Passauer Matthäuskirche laut Mitteilung, Kirche sei gefordert, Aufbrüche zu wagen und Abschiede anzugehen, damit Menschen Kirche als „ernsthafte Option für ihr Leben“ wahrnehmen könnten. Zentrale Frage müsse sein: „Wo werden wir als Kirche relevant für das Leben von Menschen – und zwar religiös, intellektuell und emotional?“ Für den Transformationsprozess brauche es das Zusammenspiel der Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche. Die im Oktober neu gewählten Kirchenvorstände hätten dabei eine zentrale Rolle, weil sie vor Ort entscheiden müssten, wie die Zukunft der Kirche aussehe.
Der Tutzinger Akademiedirektor Udo Hahn, der mit seiner Predigt in der Herrschinger Erlöserkirche am Donnerstag die dortige neue Predigtreihe „Glauben und Demokratie“ eröffnet hat, sagte: „Nach dem Ende der Diktatur des Nationalsozialismus hat die evangelische Kirche an vielen Stellen neu angesetzt.“ Sie habe dabei Innovationen wie den Evangelischen Kirchentag oder auch die Evangelischen Akademien als Orte des freien Diskurses hervorgebracht. Eine rechtsextreme Denkweise verleugne „alle wesentlichen Grundsätze, die das Christentum in anthropologischer und ethischer Perspektive ausmachen“, erläuterte Hahn.
Die scheidende Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner sagte an ihrem letzten offiziellen Arbeitstag im Amt, die Kernbotschaft der Reformation sei das Wissen, dass allein Christus Erlösung bringen könne. „Die Erlösung am Kreuz geschah durch Christus ein für allemal für alle Menschen. Durch den Glauben an ihn, durch das Vertrauen auf ihn, durch das Gespräch mit ihm, wird diese Erlösung in uns wirksam.“ Sie mache frei von Schuld und Angst. Die Theologin betonte aber auch, dass jeder Mensch Gutes tun müsse. „Was wir tun, verändert hinsichtlich unseres Erlöstseins nichts. Aber unser Erlöstsein verändert unser Tun.“
Einen ganz anderen Schwerpunkt setzte der bayerische Landesbischof Christian Kopp. Er erinnerte in seiner Predigt im Reformationsgottesdienst in der Coburger Morizkirche, der im Radiosender Bayern 1 übertragen wurde, an die beruhigende Wirkung des Singens. Musik und Lieder seien auch für Reformator Martin Luther ein „Mittel gegen die Angst“ gewesen. Luther sei „ein begabter, geistreicher Dichter von geistlichen Liedern gewesen“, die ihm sicher auch selbst zur Bearbeitung seiner Ängste nützlich waren, betonte Kopp: „So wurde die Reformation auch zu einer Singbewegung.“ (00/3274/31.10.2024)