Honorar-Obergrenzen aufheben, Finanzinvestoren regulieren, Anreize für Ärzte im Ruhestandsalter: Der Präsident der Bundesärztekammer hat einen ganzen Katalog von Forderungen an die kommende Bundesregierung.
Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert von einer neuen Bundesregierung ein Sofortpaket für das Gesundheitswesen. Dringend nötig sei die von der Ampel geplante, aber nun nicht mehr umgesetzte Abschaffung der Honorar-Obergrenze für Hausärzte, aber perspektivisch auch für Fachärztinnen und Fachärzte, sagte der Präsident der Bundesärztekammer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Freitag). Das würde einen Anreiz zur Niederlassung schaffen, schließlich seien derzeit rund 5.000 Hausarztsitze unbesetzt.
Reinhardt forderte zudem Anreize dafür, dass Ärzte im Ruhestand weiter arbeiten. “Auch in der Ärzteschaft rollt die Ruhestandswelle der Babyboomer an”, sagte er. Heute sei fast jeder vierte berufstätige Arzt 60 Jahre oder älter. Reinhardt forderte konkret größere Spielräume für Praxen, Ärztinnen und Ärzte im Ruhestandsalter in Teilzeit anzustellen. Ältere Ärztinnen und Ärzte wollten in der Regel keine wirtschaftliche Verantwortung für eine eigene Praxis mehr übernehmen, so Reinhardt. Zusätzlich seien finanzielle Anreize nötig, entweder eine Befreiung von der Sozialversicherungspflicht oder steuerliche Vorteile.
Der Ärztepräsident forderte außerdem ein rasches Eingreifen der Politik, um die Übernahme von Praxen durch Finanzinvestoren zu regulieren. “Nötig sind klare Regeln, die verhindern, dass Rosinenpickerei betrieben wird”, forderte er. “Es darf nicht sein, dass nur noch die finanziell lukrativen Operationen angeboten werden, aber die Versicherten niemanden mehr für andere wichtige Diagnostiken und Therapien finden.” Für die Versorgung sollte deshalb prinzipiell nur zugelassen werden, wer das gesamte Spektrum seines Faches anbietet.
Mit Blick auf die steigenden Kosten im Gesundheitswesen sprach sich der Chef der Bundesärztekammer für einen höheren Krankenkassenbeitrag oder eine Praxisgebühr für Patientinnen und Patienten aus, die weiterhin die völlig freie Arztwahl in Anspruch nehmen wollen.
Künftig sollten sich die Patienten bei einer Hausarztpraxis einschreiben, die dann die Koordinierung der Weiterbehandlung übernehme, also auch Überweisungen zu Fachärztinnen und Fachärzten. Bei bestimmten chronischen Erkrankungen könne die Koordination der Behandlung auch ein Facharzt oder eine Fachärztin übernehmen.
Damit das Modell genutzt werde, seien finanzielle Anreize nötig, “zum Beispiel über einen günstigeren Krankenkassenbeitrag für diejenigen, die sich in so ein Modell einschreiben”, betonte Reinhardt und fügte hinzu: “Wer weiterhin den ungesteuerten Zugang zum Gesundheitswesen haben will, zahlt dann auch etwas mehr. Denn er verursacht ja auch höhere Kosten.”