Ärztekammer fordert mehr Hilfen für psychisch kranke Kinder

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe fordert mehr unbürokratische Behandlungsmöglichkeiten für psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Derzeit gebe es eine viel zu lange Wartezeit für Therapiemöglichkeiten, sagte Ärztekammer-Präsident Hans-Albert Gehle am Mittwoch in Münster. Besonders die psychosozialen Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche hätten deutliche Spuren hinterlassen. Bereits seit Jahren sei eine Verknappung im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu beobachten.

Es gebe zwar hierzulande ein gut differenziertes ambulantes, teilstationäres und stationäres Versorgungssystem, sagte der Kammerpräsident. Schwachpunkte seien jedoch eine fehlende Verzahnung der einzelnen Bereiche und ein „eklatanter“ Fachkräftemangel. Nötig sei eine sinnvolle Vernetzung der Leistungen aus dem Spektrum mehrerer Sozialgesetzbücher, damit die Hilfsangebote für die Betroffenen niederschwellig erreichbar seien. „Nur so können wir Kinder und Jugendliche beim Aufholen von Corona-bedingten Defiziten möglichst gut unterstützen“, erklärte Gehle.

Die Corona-Pandemie habe den jungen Menschen Unermessliches abverlangt, erläuterte Gehle. „Bereits vorhandene Problemlagen von Kindern und Jugendlichen wurden im Verlauf der Corona-Pandemie verstärkt und medizinische Versorgungslücken deutlicher sichtbar“, erklärte der Präsident der Ärztekammer. Kindertagesstätten und Schulen, die auch wichtige Früherkennungsstellen für soziale Belange von Kindern und Jugendlichen seien, hätten während der Lockdown-Maßnahmen nicht mehr zur Verfügung gestanden.

Das Thema steht auch beim Forum Kinderschutz der Ärztekammer im Mittelpunkt. Unter dem Titel „Corona, Lockdown, Masken – was hat das mit der Psyche der Kinder gemacht?“ am 9. März in Gelsenkirchen soll es darum gehen, welche Folgen die Pandemie auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen hatte und wo präventive Angebote ausgebaut werden müssten.