Ältere Menschen in Sachsen-Anhalt sind häufig nicht gegen Gürtelrose geimpft. Dabei sei die Wirkung der Schutzimpfung gegen Herpes zoster erwiesen, sagte die Landesgeschäftsführerin der Barmer Krankenkasse, Birgit Dziuk, am Mittwoch in Magdeburg bei der Vorstellung des Arzneimittelreports 2025. Nach ihren Worten liegt die Impfquote in Sachsen-Anhalt nur bei 29,3 Prozent der über 60-Jährigen.
Das sei zwar bundesweit der höchste Wert. Doch im Umkehrschluss bedeute dies, dass sieben von zehn älteren Menschen im Land über keinen ausreichenden Schutz gegen die schmerzhafte Virusinfektion verfügen, sagte Dziuk. Das seien 560.000 Ungeimpfte landesweit. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Gürtelrose-Impfung für alle Menschen ab 60 Jahren und seit dem Vormonat auch für alle Risikopatienten ab 18 Jahren. Die Kosten werden komplett von den Krankenkassen übernommen.
Laut dem Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin in Halle (Saale), Thomas Frese, erkranken in Sachsen-Anhalt 11,4 von 1.000 über 60-Jährigen an Gürtelrose. Wegen der Schwächung des Immunsystems bei älteren Patienten sei üblicherweise ein weiterer Anstieg der Erkrankungen im Alter zu beobachten. Andererseits sinke die Wahrscheinlichkeit, an einer Gürtelrose zu erkranken, durch vollständigen Impfschutz bei älteren Menschen um 64 Prozent, sagte der Mediziner. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfungen gegen den Herpes zoster-Virus im Abstand von zwei bis sechs Monaten erforderlich.
Eine Gürtelrose geht laut Frese zumeist mit lang anhaltenden, quälenden Schmerzen und der typischen Bläschenbildung auf der Haut einher. Neben einem geschwächten Immunsystem sei häufig Stress eine Ursache für den Ausbruch der Krankheit. Das könne auch jüngere Patienten betreffen.
Gürtelrose-Patienten würden zudem oft an Folgeerkrankungen wie Einschränkungen des Sehens bis hin zur Erblindung sowie einem erhöhten Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Demenzrisiko leiden, warnte der Professor für Allgemeinmedizin: „In jedem Fall ist eine schnelle Behandlung der Gürtelrose notwendig.“
Besonders wenn das Gesicht betroffen sei, müsse schnell gehandelt werden, damit dauerhafte Schädigungen des Seh- oder Gleichgewichtsnervs verhindert werden können. Manchmal sei sogar eine Behandlung im Krankenhaus notwendig, da übliche Schmerzmittel bei Gürtelrose kaum helfen würden.
Um die Impfquote dauerhaft zu erhöhen, schlägt die Barmer Krankenkasse ein digitales Erinnerungssystem in den Arztpraxen und in der elektronischen Patientenakte vor. Ärzte würden so automatisch auf ausstehende Impfungen ihrer Patienten hingewiesen werden. Zudem solle eine Impfberatung ab 60 Jahren als eigener Vorsorgetermin etabliert werden.