Die Hitze kommt zurück – endlich sagen die einen. Für andere sind die heißen Temperaturen eine enorme Belastung wie für Kinder, Schwangere, Kranke, Obdachlose und Senioren. Etwa 22 Prozent der Gesamtbevölkerung sind älter als 65 Jahre. Ihr Kreislauf kann die Temperaturschwankungen weniger effektiv regulieren, das Durstgefühl nimmt im Alter ab, und die Einnahme bestimmter Medikamente kann das Risiko bei Hitzewellen zusätzlich erhöhen.
Deshalb bereiten sich Senioreneinrichtungen umfänglich auf die heißen Temperaturen vor. Hitzeschutz bedeutet Gesundheitsschutz. Für alle Einrichtungen im Geschäftsbereich Wohnen und Pflege der Stephanus gGmbH in Berlin und Brandenburg liegt ein Hitzeschutzkonzept vor. „Dieses Konzept gilt für alle Einrichtungen und wird entsprechend den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort umgesetzt“, sagt Petra Atzrodt. Sie ist Zentrale Qualitätsbeauftragte im Geschäftsbereich Wohnen und Pflege der Stephanus gGmbH und ständig im Austausch mit den Teams in den Senioreneinrichtungen. „Wir sind gut eingespielt“, sagt sie. Die Stephanus gGmbH betreut 15 Senioreneinrichtungen, 4 ambulante Pflegedienste und 4 Tagespflegen in Berlin und Brandenburg.
Qualitätsbeauftragte: Symptome eines Hitzeschlags erkennen
Das Hitzeschutzkonzept umfasst Maßnahmen und Handlungsanleitungen in den Bereichen Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, Ruhe- und Schlafzeiten, Körperpflege sowie Bewegung an heißen Tagen. Besonders wichtig seien eine verstärkte Krankenbeobachtung sowie die regelmäßige Überprüfung der Medikamentendosierung in Absprache mit den behandelnden Ärzten, so Atzrodt. Ein zentrales Anliegen ist die frühzeitige Erkennung von Anzeichen einer Dehydratation sowie Symptomen einer möglichen Hitzeerschöpfung oder eines Hitzeschlags.
Da ältere Menschen oftmals weniger mobil sind, ist es wichtig, für kühle Bereiche zu sorgen und direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Auch die Angehörigen werden aktiv in die Präventionsmaßnahmen eingebunden: In den Fluren und Aufzügen sind Plakate angebracht, die zum ausreichenden Trinken auffordern.
Hitzeschutzplanung in Städten und Kommunen
Viele Städte und Kommunen in Deutschland stellen sich mit einer Hitzeschutzplanung auf extreme Hitze ein. Verschiedene Maßnahmen dienen dabei zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Die Stadt Hamburg hat fünf öffentliche Trinkwasserbrunnen bereitgestellt, weitere sind in Planung.
Obdachlose Menschen können sich dort kostenlos Wasser besorgen. Allerdings stehen einige Trinkwasserbrunnen dort, wo sich Obdachlose normalerweise nicht aufhalten, etwa an der Alster. Trotzdem hält Sonja Norgall die Wasserspender generell für eine gute Idee. Sie ist Teil des Projektleitungsteams des Mitternachtbusses der Diakonie in Hamburg. Obdachlose bekommen beim Mitternachtsbus auch Flyer, auf denen die Stellen verzeichnet sind, wo sie sich selbst mit Wasser versorgen können.
Den Hamburger Mitternachtsbus der Diakonie kennen viele für seine Hilfe bei Kälte im Winter. Doch die Ehrenamtlichen sind das ganze Jahr lang aktiv – auch bei Temperaturen jenseits der 30 Grad. Dann werden an Obdachlose verschließbare Tetrapacks mit Trinkwasser ausgegeben, an bis zu 200 Menschen pro Nacht. “Bei Hitze geben wir unseren Gästen zusätzlich verschließbare Wasserbehälter mit, damit sie sich auch tagsüber versorgen können”, sagt Sonja Norgall. Zusätzlich weist sie darauf hin, dass im Diakonie-Zentrum in Hamburg-Eimsbüttel Trinkwasser und Duschen bereitstünden.
Der Mitternachtsbus ruft dazu auf, auf Obdachlose bei Hitze ein Auge zu haben. Wer merkt, dass obdachlose Menschen vielleicht Hilfe brauchen, sollte sie ansprechen. Einen möglichen Hitzeschlag erkennt man am roten Gesicht, Zittern und kaltem Schweiß. Dann muss man sofort den Rettungsdienst anrufen und so lange Luft zufächern, bis der Rettungswagen eintrifft.
Auch bei Kindern ist ein Hitzeschlag besonders gefährlich. Der aktuelle Kinder- und Jugendreport „Gesundheitsrisiko Hitze“ der DAK-Krankenkasse zeigt: Ab Temperaturen über 30 Grad steigt das Gesundheitsrisiko bei Kindern und Jugendlichen besonders stark an. Das Risiko für Sonnenstich, Krämpfe oder Erschöpfungssymptome ist erhöht – sogar bereits aber einer Temperatur von 25 Grad.
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In der Hans-Ehrenberg-Schule in Bielefeld-Sennestadt, einem Gymnasium in Trägerschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen, gibt es drei Wasserautomaten/-brunnen mit kostenlosen Wasser – gekühlt, auf Wunsch auch mit Kohlensäure versetzt. Während der letzten Hitze Anfang Juli richtete die Schulleitung verkürzte Unterrichtsstunden und Pausen ein. Damit endete der Unterricht bereits 12.10 Uhr, erzählt Christian Budde, stellvertretender Schulleiter.
Ob Maßnahmen wie Begrünung, Entsiegelung, Regenwassergewinnung oder klimasensibles Verhalten: Die Evangelische Schulstiftung in Berlin und Brandenburg setzt auf eine konkrete Klimaanpassungsstrategie für ihre Schulen in Berlin und Brandenburg. Dafür hat sie kürzlich rund 59.400 Euro für die Schulstandorte in Wriezen und Berlin-Köpenick im Rahmen der Förderrichtlinie „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft und des Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit erhalten.
