Abtprimas Jeremias Schröder
Die weltweit tätigen Benediktiner-Ordensgemeinschaften haben ein neues Ehrenoberhaupt: Jeremias Schröder. Der neue Abtprimas aus dem oberbayerischen Sankt Ottilien ist 59 Jahre alt, leitungserprobt und meinungsstark.
Die neue Position passt nur bedingt zu seinem Taufnamen: Jeremias Schröder heißt ursprünglich Maximilian, und das wiederum bedeutet dem lateinischen Ursprung nach “der Größte”. Als Abtprimas steht er nun zwar an der Spitze der Benediktinischen Konföderation, des Zusammenschlusses der Benediktinerklöster aus aller Welt. Doch da es sich um einen reinen Ehrenvorsitz mit Moderatorenaufgaben handelt, sind hier andere Eigenschaften gefragt.
Schröder kam am 8. Dezember 1964 in Bad Wörishofen im Unterallgäu zur Welt. Nach dem Abitur trat er im nahen Sankt Ottilien in die Benediktiner-Erzabtei ein. Er studierte Philosophie und Theologie in Rom sowie Geschichte in Oxford. 1992 erhielt er seine Priesterweihe. Von 1994 bis 2000 arbeitete er als Sekretär des Erzabtes Notker Wolf. Als Wolf von 2000 bis 2016 das Amt des Abtprimas in Rom übernahm, wurde Schröder sein Nachfolger als Erzabt von Sankt Ottilien und Präses der Missionsbenediktiner, 2012 dann deren Abtpräses.
Die Kongregation der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss 21 selbstständiger Klöster mit rund 50 Niederlassungen und 1.029 Missionsmönchen weltweit, Schwerpunkt ist Afrika. Der Fokus des Missionsdienstes liegt auf Seelsorge und Evangelisierung, Bildung, Krankenfürsorge und Armutsbekämpfung.
Schröder selbst äußert sich immer wieder auch (kirchen-)politisch. So nannte er im Juli in einem Kommentar auf dem Internetportal katholisch.de die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele eine “Entgleisung” und eine “geschmacklose Persiflage des Letzten Abendmahles durch eine Gruppe von Drag Queens”. Der Mönch verlangte eine Entschuldigung des IOC-Präsidenten.
Ebenfalls im Juli riet Schröder der katholischen Kirche in der Zeitschrift “Communio”, über das Bischofsamt neu nachzudenken. Rolle und Autorität eines Bischofs seien eher an seiner Verantwortung für reale Gemeinden zu messen als an sakramentaler Gnade oder apostolischer Sukzession.
Schröder erklärte: “Die häufigen Zwischenrufe pensionierter Bischöfe – das geht von emeritierten Kardinälen bis hin zu Weihbischöfen, und kulminiert in der Clown-Show des ehemaligen Nuntius Vigano – werden gerne mit dem Hinweis auf eine angebliche Verantwortung als Nachfolger der Apostel garniert. Man darf sich aber schon fragen, ob jemand, der allenfalls für eine bayerische Dorfpfarrei Verantwortung getragen hat, wirklich dem Rest der Welt erklären muss, wo’s lang geht.”
Auch anderweitig zeigte sich der Benediktiner als Reformfreund, wenn auch mit Einschränkungen. Wohlwollend äußerte er sich zum Beispiel zur Frage nach Priestern mit Familie und zum Segen für Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Allerdings dürfe dieser nicht mit dem Sakrament der auf die Lebenszeugung gerichteten Ehe von Mann und Frau verwechselt werden.
Überdies ist Schröder immer wieder als Verteidiger des Papstes in Erscheinung getreten. Der Papst sei ein Vorbild für Pflichtbewusstsein, und seine China-Politik pragmatisch und ernsthaft, sagt er. Vor allem aber ermögliche Franziskus in der Kirche Alternativen und weite den Handlungsraum.