Abschied von Franz Beckenbauer – „ein großer Deutscher“

Selbst nach dem Tod erweist sich Beckenbauer noch als Diplomat. Seine Trauerfeier führt die Spitzen der Gesellschaft mit den Fans zusammen. Am Ende steht nicht nur die Erinnerung, sondern ein Appell für die Demokratie.

 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Franz Beckenbauer (1945-2024) als Weltklasse-Fußballer und großartigen Menschen gewürdigt. „Sein Können hat uns begeistert, sein freundliches Auftreten die Menschen gewonnen, seine Fairness und seine Haltung standen seiner Begabung nicht nach“, sagte Steinmeier bei der Gedenkfeier für die am 7. Januar verstorbene Fußball-Legende am Freitag in der Münchner Allianz-Arena. Vielen sei er ein Vorbild gewesen, für alle ein Glücksfall. Man nehme Abschied von einem großen Deutschen. 

Als diplomatisches Naturtalent sei er zum beliebtesten Botschaft des Landes geworden, so der Bundespräsident. Niemand vermöge abzuschätzen, welche Sympathie er Deutschland weltweit eingebracht habe. Seinem Land habe er einen neuen freundlichen Blick auf sich selbst geschenkt. Steinmeier: „Das vergessen wir nicht.“

Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß erinnerte in seiner emotionalen Rede an die WM 2006 in Deutschland, das „Sommermärchen“: Beckenbauer habe daran mitgewirkt, dass viele ausländische Mitbürger einen anderen Blick auf Deutschland bekommen hätten. Wie offen und freundlich dieses Land sein könne, sei damals eindrucksvoll bewiesen worden. Die vielen Fahnen hätten gezeigt, wie stolz die Menschen gewesen seien. „Da müssen wir wieder hinkommen in unserem Land, dass alle stolz sind!“, erklärte Hoeneß unter Applaus. Die AfD wolle er aber bei diesem Prozess „nicht dabei haben“, fügte er hinzu.

Der Präsident des FC Bayern München, Herbert Hainer, sagte über Beckenbauer, vom Münchner Kindl sei er zum Weltbürger geworden. Dass jeder Mensch überall gleich sei, habe dieser früh von den Eltern am heimischen Küchentisch gelernt. Diese Werte habe er gelebt und sei damit seiner Zeit weit voraus gewesen. Der FC Bayern werde immer ein „Kaiser“-Reich bleiben.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx übermittelte zum Abschluss Grüße von Papst Franziskus. Der Münchner Erzbischof bat alle Anwesenden sich für einen Moment der Stille zu erheben. In seinem Gebet dankte er für Beckenbauers Begabung, die dieser nicht für sich behalten habe. Gott möge ihn nun in seine Arme nehmen und an ihm vollenden, was unvollendet gewesen sei. Zugleich sprach Marx den Wunsch aus, dass Fußball wirklich ein Ort des Friedens und der Begegnung sein möge. Dafür sei auch Franz Beckenbauer gestanden.

Zu der vom FC Bayern initiierten Trauerfeier waren tausende von Menschen gekommen, darunter Vertreter aus Sport, Politik und Gesellschaft. Neben Angehörigen der Familie fanden sich Freunde und Weggefährten des Verstorbenen ein. Zu Beginn hatte Star-Tenor Jonas Kaufmann die italienische Version von „Time to say Goodbye“ gesungen. Auf dem Rednerpult waren die Worte „Spieler – Kaiser – Mensch – Franz“ zu lesen. Die Bühne war geschmückt mit überlebensgroßen Fotos des Sportlers und einem Kranz aus roten Rosen.