Abgebrochene Abiklausur: Kultusministerin verkündet Nachbesserungen

Nach den Problemen im Politikabitur hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) Nachbesserungen angekündigt. Schüler, die die neuen Aufgaben direkt am Donnerstag bearbeitet haben, weil ihnen nicht rechtzeitig mitgeteilt wurde, dass sie die Klausur auch am 8. Mai nachschreiben können, könnten von dieser Möglichkeit nachträglich noch Gebrauch machen, teilte Hamburg am Dienstag mit. Gewertet werde die Note der Wiederholungsklausur.

Die Prüflinge, die ausschließlich die zuvor öffentlich gewordenen und deswegen verworfenen Abituraufgaben ausgehändigt bekommen und bearbeitet haben, müssen der Kultusministerin zufolge in jedem Fall die Klausur mit den neuen Aufgaben am 8. Mai wiederholen. Darüber hinaus gab die Ministerin schon jetzt den Nachschreibetermin für die Schüler bekannt, die den Nachholtermin am 8. Mai krankheitsbedingt versäumen werden. Sie schreiben die Abiturklausur am 5. Juni nach.

Die schriftliche Abiturprüfung im Fach Politik-Wirtschaft war am Donnerstag landesweit vorerst abgebrochen worden, weil die Aufgaben vorher bekannt geworden waren. Grund war ein Einbruch in den Tresor eines Gymnasiums in Goslar, in dem sich die Prüfungsaufgaben befanden. Rund 400 Schulen wurden daraufhin gebeten, die Aufgaben nicht zu verwenden beziehungsweise wieder einzusammeln, sofern einige der Schulen die entsprechende Informations-Mail zu spät wahrgenommen hätten. Landesweit waren 8.000 Schülerinnen und Schüler von dem Abbruch der Abiturklausur betroffen.

Das Ministerium hatte den Schülerinnen und Schülern nach dem Abbruch der Prüfungen angeboten, zwischen zwei Alternativen zu wählen – entweder noch am Donnerstag die Prüfung mit neuen Aufgaben lösen – oder am 8. Mai nachschreiben.

Als Lehre aus dem Bekanntwerden der Aufgaben und den Folgen für die Schülerschaft kündigte das Kultusministerium weitere Konsequenzen an: So sollen künftig präventiv alle Nachschreibklausuren vorher verschlüsselt werden. Das soll Zeit sparen und ermöglichen, den Schulen Ersatzaufgaben schneller zur Verfügung zu stellen.

Optimierungspotential sieht das Ministerium auch in der Kommunikation mit den Schulen. Damit diese möglichst zeitnah und verlässlich alle Informationen erhalten, könnten Dezernenten der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung in den Kommunikationsprozess eingebunden und weitere technische Kanäle wie SMS genutzt werden. Denkbar sei außerdem ein Probealarm am Tag vor den Prüfungen, an dem der Ablauf des Notfallszenarios mit den Schulen durchgespielt werde.

Der Landesschülerrat kritisierte, das Kultusministerium habe sich mit seiner Reaktion auf die Vorfälle zu lange Zeit gelassen. Die angekündigten Konsequenzen müssten ab sofort gelten und nicht erst für künftige Abiturprüfung. Die Schülervertretung sprach sich weiter für einen Nachteilsausgleich für die betroffenen Schüler aus. Bereits am Donnerstag hatte die Interessenvertretung eine Petition gestartet, die Bewertung der Klausuren pauschal um einen Punkt zu erhöhen.