Abenteuer Lesen

Bücher über das Christentum und andere Religionen, Vorbilder im Glauben und die großen Fragen im Leben. Eine Auswahl

In Frankfurt a.M. findet vom 20. bis 24. Oktober die Buchmesse statt – in Präsenz, aber auch mit einem zusätzlichen digitalen Programm. Ein Anlass für einen Blick auf die Neuerscheinungen im Bereich Glaube und Religionen.

Eine ungewöhnliche Perspektive! Die Amerikanerin Laura M. Fabrycky zieht 2016 berufsbedingt nach Berlin. Zufällig stolpert sie über den Namen Bonhoeffer. Je mehr die USA aus den Fugen geraten, desto mehr lenkt sich die Autorin ab, indem sie sich mit dem Leben des Widerstandskämpfers beschäftigt. In „Schlüssel zu Bonhoeffers Haus“ beschreibt sie, wie sie von ihm lernt, wie man in turbulenten Zeiten seinem Glauben treu bleiben kann. Fabrycky beschreibt die Eltern Bonhoeffer: den nicht gläubigen Karl, Direktor der Psychiatrie und Neurologie an der Charité. Und die sehr gläubige Paula. Sie machte das Lehrerinnenexamen, heiratete und bekam acht Kinder. Die ersten Jahre unterrichtete sie den Bonhoeffer-Nachwuchs selbst. Der Familie half viel Personal, unter anderem auch zwei Hausmädchen. Beide gingen bei den Brüdern in Herrnhut zur Schule. Auch Paula hatte in ihrer Jugend längere Zeit dort verbracht. Die Herrnhuter Losungen waren auch für ihren Sohn Dietrich sehr wichtig. Solche und viele andere Einsichten verdanken sich diesem Buch, klar und schnörkellos geschrieben. as

Der Islam – was ist das eigentlich? Eine originelle kulturelle Vielfalt, wenn man Susanne Schröters Weg von „Allahs Karawane“ folgt. Die Ethnologie-Professorin beschreibt tanzende Derwische in der Türkei, Bruderschaften jenseits der Orthodoxie auf dem Balkan, ein Leben zwischen Bordell und Schrein in Pakistan, die Frauenherrschaft in Malaysia und einen Islam chinesischer Prägung. Tolle Einblicke in eine Religion, die divers, kreativ und pragmatisch ist. as

Ein Mann, der eigentlich Mönch werden will und eine Frau, die sich als Logikmensch bezeichnet, machen sich auf die Suche nach Gott. Eine zentrale Rolle in dem Buch „Haltepunkte“ spielen Orte:  Berlin, Jerusalem, Frankfurt, das Kloster Heiligenkreuz, St. Ottilien und nicht zuletzt München. Es geht um Leid, Glück, Stille, Sehnsucht, Schuld und Tod, aber auch um Sterbehilfe und Konfessionsunterschiede. Die Autoren Beatrice von Weizsäcker, Juristin, Autorin und Publizistin und der Theologe, Kirchenmusiker und Psychologe Nobert Roth schreiben sehr persönlich. Beatrice von Weizsäcker weiß nicht, warum sie zum katholischen Glauben konvertiert ist. Sie vermutet nur. Was sie aber sicher weiß, ist, dass sie ihrem kranken Bruder beim Sterben geholfen hätte, wenn es nötig gewesen wäre. as

Christine Schniedermann möchte ihre Kinder christlich erziehen. Sie merkt schnell, dass das zwischen Beruf, Schule und Freizeitbeschäftigung nicht immer ganz einfach ist. Aber die Journalistin ist sicher, dass der Glaube Menschen auf dem Lebensweg stärken und schützen kann. In ihrem Buch „Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen“ berichtet sie, wie sie beim Kauf des Weihnachtsbaums ihren Kindern die Botschaft der Bibel erfahrbar macht. Ohne Scham gesteht die Autorin auch ihr Scheitern am perfekten Familien-Advent ein. Sie zeigt, welche To-Do’s sie von der Liste gestrichen hat, damit es im Advent wieder gemütlich wird zuhause, der Sinn des Weihnachtsfestes aber gegenwärtig ist. Die Autorin zeigt konkret, wie Eltern bastelnd und spielerisch den christlichen Glauben für Kinder erfahrbar machen können. Sei es beim Gestalten der Taufkerze oder beim Backen eines Osterzopfes.   sk

„Es ist nicht leicht, sich als kleine Haselmaus gegen Feinde wie Eule oder Wildschwein zu behaupten. Trotzdem ist das Leben in der Hecke für Hasel und ihren Bruder Dunkelstreif wunderschön.“ Anke Ortlieb lenkt in ihrem Kinderbuch den Blick auf eine vom Aussterben bedrohte Tierart. Zugleich sind die Themen Tod und Trauer Teil der Geschichte. Denn nach einem langen, kalten Winter ist Dunkelstreif auf einmal nicht mehr da. Er ist in der „Anderswelt“, aus der noch nie jemand zurückgekommen ist. „Hasel, Hexe und die Anderswelt“ ist eine Geschichte über Leben, Glück und Abschiednehmen. Sie kann Familien in der Trauerarbeit unterstützen und eignet sich für Kinder ab sechs Jahren. des

Leo Baeck – „Symbolfigur des deutschen Judentums“: Der weltberühmte Rabbiner hatte viele Namen. Nur er selbst hätte sich wohl nie so bezeichnet. Baeck war ein bescheidener Mann. So stellt ihn der US-amerikanische Autor und Historiker Michael A. Meyer in seiner Biographie „Leo Baeck – Rabbiner in bedrängter Zeit“ vor. Mutig veröffentlichte Baeck trotz zunehmender Bedrohung durch die Nationalsozialisten Schriften über die Beziehung von Christen und Juden, unterstützte Gemeindemitglieder bei der Ausreise aus Deutschland. Er selbst blieb. 1943 nach Theresienstadt deportiert, macht Baeck dort weiter, wo er aufgehört hatte: Als leidenschaftlicher Seelsorger. Leo Baeck imponiert noch heute. Mut und Bescheidenheit kommen nicht aus der Mode. dob

Eine Einführung in die Grundgedanken des christlichen Glaubens bietet Ulrich H. J. Körtner, Theologie-Professor in Wien, mit seinem Buch „Wahres Leben. Christsein auf evangelisch“. Seine Überzeugung: Das Streben nach Glück in Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung führt nicht zum Erfolg, sondern zur Erschöpfung. Wahres Leben ist nur im Glauben möglich – an Gott, wie er in der Person und im Leben Jesu Christi sichtbar geworden ist. In diesem Glauben erleben Menschen Vergebung und Versöhnung und werden dadurch befreit von dem Zwang, dem Leben selbst Sinn zu verleihen. Im Folgenden erläutert Körtner Grundbegriffe des Christentums wie Glaube, Liebe und Hoffnung, aber auch Praktisches wie Beten oder Abendmahl. Ein Buch für Menschen, die sich intensiv mit Glaubensthemen auseinandersetzen möchten. leg

Die Geschichte vom barmherzigen Samariter ist beliebt im Kindergottesdienst. Was Barmherzigkeit und Nächstenliebe ganz praktisch bedeuten, erzählt der westfälische Kindergottesdienstpfarrer Bastian Basse in seinem Kinderbuch „Kafé Jättebra“ – was übersetzt so viel wie „Café Supergut“ bedeutet. Selbst gebackene Zimtschnecken spielen eine wichtige Rolle bei der Erfahrung, die die beiden Schwestern Lise und Lene mit der unfreundlichen Frau Trauerweide machen: Wer auf Versöhnung statt auf Streit setzt, kann Erstaunliches erleben – und plötzlich Freunde finden, wo man es nie vermutet hätte. leg