Von der Pflege bis zur Digitalisierung: Der 14. Deutsche Seniorentag in Mannheim will politische Debatten anstoßen – und ältere Menschen umfassend informieren. Auch der Noch-Bundeskanzler ist dabei.
Bärbel, Birgit und Kerstin sind aus dem hessischen Langenselbold zum Deutschen Seniorentag nach Mannheim gekommen. Sie wollen Anregungen und Informationen sammeln, um sie an Seniorinnen und Senioren in ihrer Stadt weiterzugeben. Die drei Frauen, alle um die 70 Jahre alt, sind Mitglied im Seniorenbeirat ihrer Heimatstadt.
“Kontakte, Kontakte, Kontakte”, das suchten ältere Menschen, die zu ihnen kämen, erzählt Kerstin. Einmal in der Woche böten sie deshalb Spaziergänge an, daraus hätten sich auch schon Freundschaften entwickelt. Einmal im Monat wird für Senioren gekocht.
Einsamkeit ist eines der großen Themen des Deutschen Seniorentages. Veranstalter des Kongresses ist die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen als Dachverband von 120 Vereinen und Verbänden. Die 14. Auflage der Veranstaltung geht in diesem Jahr für drei Tage in Mannheim über die Bühne.
180 Aussteller haben sich im Kongresszentrum Rosengarten eingefunden, um über gesundes Altern und “Radeln ohne Alter”, über “Bridge kennt kein Alter” und Wohnen im Alter, über Lernen im Alter, den Digitalpakt Alter und vieles mehr zu informieren.
Auch Politprominenz ist am Mittwoch am Ort. Für den Abend wurde Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Messerundgang erwartet. Die Eröffnung übernahm die amtierende Bundesseniorenministerin Lisa Paus (Grüne).
Sie erklärt, selbst zu den Seniorinnen zu gehören, das Älterwerden jedoch nicht als negativ zu empfinden: “Ich gehe damit gelassen um.” Sie spüre das Älterwerden, auch die drei Jahre des Ministerinnendaseins zehrten an ihr. “Auf der anderen Seite weiß ich, was für eine Ruhe und Gelassenheit ich aufgrund meiner Erfahrungen inzwischen habe.”
Paus verweist auf die inzwischen große Zahl alter Menschen in Deutschland, fast ein Viertel der Bevölkerung sei über 65 Jahre. Es sei deshalb wichtig, Seniorinnen und Senioren ein Gesicht und Präsenz zu geben.
“Die gehören nicht irgendwo versteckt, heute kann man bis ins hohe Alter aktiv sein.” So sei es eine gute Nachricht, dass 70 heute das frühere 55 sei. “Wir sind viele, wir können etwas leisten”, wirbt Paus für Engagement und Teilhabe.
Auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, der neben Paus die Veranstaltung eröffnet und anschließend einen Rundgang in den Hallen absolviert, unterstreicht die Bedeutung generationenübergreifender Zusammenarbeit.
“Die ältere Generation hat viel erlebt, die bringt etwas mit, was für die Jüngeren ein Trumpf ist: Resilienz, die Fähigkeit, mit Höhen und Tiefen umzugehen und an das Gute zu glauben”, betont der CDU-Politiker. Es lohne sich, Seniorinnen und Senioren aktiv teilhaben zu lassen und einzubeziehen.
Für eine 70 Jahre alte Darmstädterin ist ehrenamtliches Engagement selbstverständlich, wie sie sagt. Mit ihrem Rollator und der Deutschen Bahn hat sie sich auf den Weg nach Mannheim gemacht, sie wolle Broschüren einsammeln, die sie dann an Senioren in ihrem Umfeld verteile.
“Ein Jesuit hat einmal zu mir gesagt, Sie können Antidepressiva nehmen, oder Sie können in Gottes Garten gehen.” Sie habe sich für Gottes Garten entschieden. Sie sei immer aktiv, in der Natur oder jetzt eben auf dem Seniorentag.
Elke aus Ladenburg ist mit ihrem Mann da, sie wollten sich über die Möglichkeit einer Pflegekraft aus dem Ausland informieren. Wenn es dann mal so weit ist. Ob sie sich alt fühlten? “Manchmal”, sagt die 69-Jährige, “wenn ich mit den Enkeln auf dem Boden herumkrieche”.
Dass Teilhabe oft am Umgang mit moderner Technik scheitert, erlebt Josef Schmaus, wenn er seine Sprechstunde abhält. Der 69-Jährige ist Digital-Botschafter in seiner Gemeinde Linz am Rhein, ein Projekt des Landes Rheinland-Pfalz.
In dieser Rolle erklärt er Interessierten, wie Videotelefonie funktioniert oder wie sich eine Bahnkarte per App kaufen lässt. Wichtig sei: Geduld. Schmaus erklärt die Dinge auch zehn Mal, wenn nötig. Sein Motto: “Man ist nie zu alt für Neues.”