35 Jahre UN-Kinderrechtskonvention: Mehr auf die Kinder hören
Die UN-Kinderrechtskonvention wird 35 Jahre alt. Sie fordert gute Lebensbedingungen für Kinder. Auch Kirchengemeinden können noch dazulernen.
Beim Stichwort „Kirche kunterbunt“ kommt Pastorin Hanna Dallmeier ins Schwärmen. „Das ist nicht Kindergottesdienst im herkömmlichen Sinne, sondern ein ganzer Nachmittag mit tollen Erlebnissen für die ganze Familie“, so Dallmeier, die im Michaeliskloster in Hildesheim für Kindergottesdienste zuständig ist. „Dabei gibt es bunte Stationen, einmal sogar Baggerfahren im Kirchgarten. Anschließend wird Gottesdienst gefeiert und zusammen gegessen. Das ist ‚Quality Time‘ für die ganze Familie.“
Zeiten wie diese wünscht sich Dallmeier viel öfter in Gemeinden. Es gehe um „lebensdienliche Angebote“, wie sie es nennt, etwa Frühstücksgottesdienste für Familien oder Lesenächte für Kinder, allesamt neue Formate, die mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse von Kindern und Familien nehmen. „Der Sonntag ist oft der einzige Tag, an dem Eltern mit ihren Kindern zusammen sein und frühstücken können. Da geht die Familie eher nicht in den Gottesdienst. Aber Gemeinden können zu anderen Zeiten etwas Schönes anbieten.“
Mehr an den Bedürfnissen von Kindern orientieren
Demnächst wird die UN-Kinderrechtskonvention 35 Jahre alt. Sie fordert bessere Lebensbedingungen für Kinder, aber auch mehr Gespür für die Bedürfnisse von Kindern. Auch Kirchengemeinden können ihr Angebot noch anpassen. Dazu will Hanna Dallmeier Gemeinden ermutigen. Mit ihrer Kollegin Susanne Paetzold stellt sie Ideen und Material zur Verfügung, berät und qualifiziert Ehren- und Hauptamtliche bei den Praxistagen in den sechs Sprengeln der Landeskirche. „Kinder wollen sich ausprobieren und spüren, dass sie etwas bewirken können“, erklärt Dallmeier. Es gehe darum, gemeinsam mit den Kindern nach dem Glauben zu fragen.
Der klassische Kindergottesdienst sei seit mehr als zehn Jahren auf dem Rückzug. Doch das Bewusstsein, sich stattdessen mehr an den Bedürfnissen von Kindern und Familien zu orientieren, sei noch nicht in allen Gemeinden zu spüren, bilanziert die Theologin. Mancherorts fielen gottesdienstliche Angebote für Kinder weg. Dabei gebe es mittlerweile eine Vielfalt von neuen Formaten, Ideen und Zeiten.
Umstrukturierungen in den Kirchenkreisen sind Chance
Gründe könnten die Arbeitsbelastung, aber auch Vakanzen oder Umstrukturierungen sein. „Dazu kommt, dass der Konfirmandenunterricht eine höhere Verbindlichkeit für die Gemeinde hat.“ Daher blieben die Kinder manches Mal auf der Strecke.
In den Umstrukturierungen in den Kirchenkreisen sieht Pastorin Dallmeier daher eine Chance. „In allen Regionen sollte es Verantwortliche und Standards für die Arbeit mit Kindern und Familien geben“, fordert sie. Notwendig sei eine Struktur, in der die Wünsche der Kinder gehört werden und sie mitbestimmen könnten. Die Synode sei am Thema familienfreundliche Kirche dran. Das sei wichtig, betont Dallmeier. „Wir dürfen bei den Kindern nicht sparen, denn sie sind unsere Zukunft.“