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100. Geburtstag Bobby Kennedy: Hoffnungsträger des linken Amerika

Die Begeisterung für ihn lässt sich vergleichen mit der für den jungen Barack Obama: Robert „Bobby“ Kennedy war 1968 der Hoffnungsträger des linken Amerika. Er wolle das „Blutvergießen in Vietnam und in unseren Städten zu Ende bringen“ und die Gräben zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Reich und Arm schließen, versprach er. Kennedy war Senator, Ex-Justizminister und Bruder des 1963 ermordeten beliebten Präsidenten John F. Kennedy. Im Rennen um die Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen im Herbst galt er als aussichtsreicher Bewerber. Doch am 5. Juni 1968 wurde Bobby Kennedy erschossen. Am 20. November jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal.

Es könne doch nicht sein, dass Kinder in Mississippi hungern und junge Indigene aus Hoffnungslosigkeit Suizid begingen, beklagte Kennedy im Vorwahlkampf. Es war eine explosive Zeit in den USA: Jugendproteste, Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und Aufstände von Schwarzen nach dem Mord an Bürgerrechtsführer Martin Luther King im April 1968.

Zum Entsetzen mancher in der Kennedy-Familie ist Kennedys gleichnamiger Sohn heute Donald Trumps Gesundheitsminister. Zuvor hatte der Junior als Parteiloser gegen den demokratischen Präsidenten Joe Biden kandidiert. „Bobby mag den Namen unseres Vaters tragen, doch er teilt seine Werte nicht“, haben vier der Geschwister des Ministers erklärt. Robert Kennedy Junior wird als Verschwörungserzähler kritisiert und stellt unter anderem lange anerkannte medizinische Erkenntnisse zu Impfungen infrage.

Vater Robert F. Kennedy wurde einst umjubelt wie ein Rockstar. Er erklärte sich unter anderem solidarisch mit streikenden Erntearbeiten in Kalifornien. Die Oberen der Demokratischen Partei waren zu Beginn allerdings nicht besonders angetan davon, dass er Präsidentschaftskandidat der Partei werden wollte und in den parteiinternen Vorwahlen gegen den damals amtierenden demokratischen Vizepräsidenten Hubert Humphrey antrat, wie CBS News berichtete.

Die Zeit der Hoffnung und des Aufbruchs war kurz. Robert Kennedy wurde im Ambassador Hotel in Los Angeles erschossen, als er gerade die Vorwahlen in Kalifornien gewonnen hatte. Fernsehbilder von der Nacht zeigten einen gut gelaunten Kandidaten. Seine Wähler, viele jung, drängten sich in den überfüllten Saal. Kurz nach Mitternacht trat Kennedy vor die Kameras, seine Frau Ethel stand hinter ihm. „We want Bobby“ skandierten die Fans. Er dankte seinen Anhängern, machte sich auf den Weg durch die Menschenmenge zum Hinterausgang durch die Hotelküche.

Rundfunkreporter Andy West wollte ihm eine Frage stellen und berichtete live: „Senator Kennedy ist erschossen worden. Ist das die Möglichkeit … es ist möglich, oh mein Gott, Senator Kennedy ist erschossen worden.“ In Zeitungen sahen Leser später das Foto des auf dem Fußboden liegenden Kennedy, ein Mann hält seinen Kopf. Das war der 17-jährige Juan Romero, Hilfskellner im Hotel, der Kennedy verehrte. In der Küche habe er Kennedys Hand geschüttelt, „und als er losgelassen hat, hat ihn jemand erschossen“, berichtete der 2018 verstorbene Romero Jahre später im Oral History-Geschichtsprojekt „StoryCorps“. Er habe Kennedy seinen Rosenkranz gegeben.

Der mutmaßliche Schütze wurde umgehend festgenommen, der 24 Jahre alte Sirhan Bishara Sirhan, ein in Jerusalem geborener Palästinenser aus einer christlichen Familie. Personenschützer entrissen ihm den Iver-Johnson-Revolver im Chaos in der Küche. Der Fall erschien offensichtlich, anscheinend gab keine Ungereimtheiten wie beim Attentat auf John F. Kennedy. Sirhans Todesstrafe wurde 1972 in lebenslange Haft umgewandelt.

Im Alter von 81 Jahren bleibt Sirhan eingesperrt. Um die Frage seiner Schuld hat sich inzwischen eine Diskussion entsponnen. Denn Sirhan hat unterschiedliche Aussagen gemacht. Im Fernsehprogramm „Inside Edition“ 1989 sprach er über seinen Zorn darüber, dass Kennedy sich für die Lieferung von Kampfflugzeugen an Israel ausgesprochen habe. Mehrmals hat Sirhan auch behauptet, er könne sich nicht an die Tat erinnern.

Robert Kennedy Junior war damals 14 Jahre alt. Er hat in der Vergangenheit Zweifel an den Todesumständen geäußert. „Da waren zu viele Kugeln“, zitierte ihn „Washington Post“ 2018. „Man kann nicht 13 Kugeln schießen aus einer Acht-Schuss-Waffe“. In der Zeitung „San Francisco Chronicle“ schrieb der Sohn 2021, er sei Ansicht, es müsse zwei Schützen gegeben haben. Der zweite sei ein inzwischen verstorbener Sicherheitsbediensteter.

Berufungsanträge mit anderslautenden Mordthesen sind vor Gericht allerdings gescheitert. Präsident Donald Trump hat vor mehreren Monaten die Freigabe der noch geheimen Akten zum Attentat angeordnet. Bisher sind daraus keine neuen Erkenntnisse bekannt.

Der ermordete Robert F. Kennedy wurde in einem einfachen Grab in Arlington in Virginia beigesetzt. Im November 1968 gewann der Republikaner Richard Nixon gegen den demokratischen Kandidaten Humphrey die Präsidentenwahlen. Im Dezember kam Kennedys elftes Kind, seine Tochter Rory, zur Welt.