An einem Strang ziehen

Über menschliche Gemeinschaften schreibt Viviane Schulz. Sie ist Pastorin in Abtshagen-Elmenhorst (Mecklenburg-Vorpommern).

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „So macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid“ aus Philipper 2, 1-4
„Mensch, passt doch auf!“ „Nein, so nicht!“ „Ihr müsst zusammenarbeiten, sonst klappt das nicht!“ Pauline steht kippelnd auf dem Querbalken eines großen hölzernen „A“. An den Enden der acht Seile, die von dem „Holz-A“ ausgehen, stehen wir: sechs Kinder im Grundschulalter, eine Teamerin und ich.
Jeder von uns zieht und zerrt nach Leibeskräften an seinem Seil, schließlich läuft die Zeit. Das „Laufende A“ soll noch eine ganze Strecke bis zum Ziel zurücklegen. „Ich dachte, wir kriegen das leichter hin“, seufzt Anton neben mir und denkt sicher – so wie ich – an das gute und fröhliche Gruppenmiteinander der vergangenen drei Freizeittage. Auch jetzt hat jeder von uns Ziel und Richtung vor Augen. Doch wie soll es gemeinsam gehen? Werden wir eines Sinnes miteinander?
Ich denke an den Apostel Paulus und muss lächeln. Vielleicht ging es ihm ja ähnlich? Sein „großes A“ war sein Auftrag als Missionar, Prediger, Seelsorger. Er reiste von Ort zu Ort, predigte die frohe Botschaft und gründete Gemeinden. Hatte er eine stabile Gemeinschaft von Christen aufgebaut und miteinander vernetzt, zog er weiter. Über seine Briefe hielt er auch über weite Entfernungen eine enge Verbindung zu den Geschwistern. Manchmal war das nicht leicht! „Seid eines Sinnes untereinander“, das war sein Wunsch. „Nehmt euch Jesus als Vorbild! Bleibt zugewandt, freundlich, einfühlsam! Erfüllt eure Aufgabe selbstlos und in Liebe zu den Menschen an eurer Seite.“
Ja, und so erleben wir es doch auch in unseren menschlichen Gemeinschaften: ob in der Familie, ob im Team von Berufskollegen oder in der Gemeinde. Treffen wir auf Gleichgesinnte, dann erleben wir ein erfülltes und tragfähiges Miteinander, dann ziehen wir an einem Strang, dann läuft es gut und Jesus Christus ist in unserer Mitte.
Es ist Abend, das Lagerfeuer prasselt. War das ein aufregender Tag. Ja, es hat lange gedauert, es gab Gezerre und Geziehe. Doch dann hatten wir es geschafft, wir wurden eines Sinnes und das „Laufende A“ schaffte es ins Ziel.
Unsere Autorin
Viviane Schulz ist Pastorin in der Gemeinde Abtshagen-Elmenhorst in Mecklenburg-
Vorpommern.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.