Zwischen Klotz und Wahrzeichen: Das Maritim-Hotel in Travemünde

Für die einen ist es der „hässliche Klotz“ der Lübecker Bucht, für andere das Wahrzeichen von Travemünde: Das Maritim Strandhotel polarisiert seit seinem Bau vor 51 Jahren. Der „Spiegel“ berichtete damals über eine Bürgerinitiative, die Unterschriften gegen die Errichtung des „riesigen Betonfingers“ sammelte, jedoch ohne Erfolg. 1973 wurde das Maritim eröffnet. 119 Meter ragt das weiße Hochhaus in den Himmel und ist damit nach der Lübecker Marienkirche das zweithöchste Gebäude Schleswig-Holsteins.

Bei Urlaubern ist das Hotel deutschlandweit beliebt wegen seines Komforts und der exponierten Lage direkt an der Strandpromenade zwischen Trave und Ostsee. Der Bau beherbergt 360 Eigentumswohnungen und 240 Hotelzimmer der gehobenen Kategorie. Eine Übernachtung kostet zwischen 110 und 400 Euro.

Während die Hotelgäste die Nähe zum Meer genießen, hat der Hotelturm für Strandkorbvermieter buchstäblich auch dunkle Seiten. An Sonnentagen wirft das Gebäude einen nicht unerheblichen Schatten auf den Strand. Die Strandkorbbesitzer wechseln jährlich ihre Plätze. So muss jeder mal auf die Sonne verzichten.

Der Stadt Lübeck liegt das Hotel offenbar besonders am Herzen. Vor fünf Jahren stellte sie den Bau mit seinen 35 Etagen unter Denkmalschutz. Das Gebäude nahe der ehemaligen DDR-Grenze habe besonderen städtebaulichen Wert, hieß es. Außerdem beherbergt es das höchste Leuchtfeuer Europas, das den Schiffen im Dunkeln den Weg nach Travemünde weist.

Auch die teilweise noch ursprüngliche Einrichtung im Stil der 1970er Jahre muss der Stadt zufolge erhalten bleiben. Dazu gehören Kassettendecken aus Mahagoni-Holz und Marmorsäulen in der Eingangshalle sowie im Ostseerestaurant. Bei Hotelbetreiber und Eigentümern löste die Auszeichnung verhaltene Freude aus: „Jede Restaurierung und jeder Umbau müssen seitdem von der Denkmalschutzbehörde abgesegnet werden“, erklärt Hoteldirektor Thomas Liedl.

Die Etagen vier und sechs sind ein besonders sensibler Bereich. Dort sind Bäder und Zimmertüren noch im Originalzustand. Statt digitaler Karte bekommt der Gast einen Schlüssel für den in die Jahre gekommenen Türknauf. Im Zimmer selbst sind dann nicht nur die großen Pötte auf der Ostsee ein Blickfang, sondern auch die Wandfliesen im Badezimmer, die dem Betrachter in einem knalligen rot-orange förmlich ins Auge springen.

Vor ein paar Monaten fielen in einem Bad einige Fliesen von der Wand. „Wir können sie nirgends mehr bestellen und suchen mit dem Denkmalschutz nach einer Lösung. Das Zimmer können wir erstmal nicht vermieten“, sagt Liedl, der das Hotel seit 2017 leitet. Dabei gebe es durchaus Liebhaber, die diese Zimmer gerade wegen ihrer ursprünglichen Ausstattung buchten.

Mit der Auslastung des Hotels ist der Direktor zufrieden. „80 Prozent unserer Gäste sind Urlauber, 20 Prozent Geschäftsreisende und Kongressteilnehmende. So können wir das Hotel ganzjährig auslasten.“ Ein breites Angebot an Veranstaltungs- und Seminarräumen ist typisch für die Hotelkette, die aktuell 25 Hotels in Deutschland und zwölf im Ausland betreibt. In Travemünde bietet der größte Saal „Maritim“ bis zu 800 Sitzplätze. Unter anderem tagt dort dreimal jährlich das Parlament der evangelischen Nordkirche. Auch Tanzgalas und Bälle werden regelmäßig in dem Saal gefeiert.

Zu den elf weiteren Konferenzräumen gehören auch die Salons „Würzburg“ und „Nürnberg“. Sie dienten als Fernsehräume, bis die Hotelzimmer mit TV-Geräten ausgestattet wurden. In „Nürnberg“ lief das Programm der ARD, „Würzburg“ zeigte ZDF.

Ein Publikumsmagnet des Hotels war lange Zeit das Restaurant „Über den Wolken“ in der obersten Etage. Das zu drei Seiten verglaste Lokal bietet bei klarem Wetter einen weiten Blick über den Priwall, Nordwestmecklenburg, die Trave und die Lübecker Bucht. Der einzige Gästeaufzug zum Restaurant blieb aber zuletzt immer wieder stecken. 2019 musste das Restaurant schließen. Eine neue Aufzuganlage für 600.000 Euro war geplant. Dann kam die Corona-Pandemie und das Vorhaben ist auf unbestimmte Zeit verschoben.