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Zwischen Himmel und Hölle

Das Leiden gehört zum Leben. Kein Weg führt daran vorbei. Wie geht man damit um? Woher kommt Kraft, wenn alles zerbricht? Und: Wenn es eine Hölle gibt – ist da auch ein Himmel? Neue Serie

Was ist die Hölle? Die Vorstellung davon ist in vielen Kulturen tief verankert: lodernde Flammen; Teufel und Dämonen, die die Verurteilten nach dem Tod piesacken und foltern. Ewige Qualen als Strafe für verfehltes Leben.
Die Wahrheit ist: Die Hölle lauert schon hier, jetzt im Leben. Sie ist immer nur einen kleinen Schritt entfernt.

Da ist der Absturz in den Alkoholismus. Erst war da nur ein bisschen feiern, ein guter Wein im Kreis von Freunden. Alles nicht so schlimm. Das machen doch alle. Und plötzlich wachst du auf aus deinem Selbstbetrug und widerst dich selbst an: Ich bin ein Wrack; ich komme von alleine nicht mehr raus.

Da ist die Krankheit, die dich zerbrechen lässt. Eigentlich war da nur so ein Gefühl von Unwohlsein, das dich zum Arzt gehen lässt. Und dann die Diagnose – und nichts ist mehr wie zuvor.

Da ist die Ohnmacht, die dich an einen anderen Menschen kettet. Du kommst einfach nicht von ihm los; obwohl du weißt, dass er dein Leben zerstört. Und dann kommt dieser Augenblick, wo du neben dir stehst. Als ob jemand anders die Kontrolle über dich übernimmt …

Die Bibel findet deutliche Worte: Die Hölle, das ist der Ort, an dem Heulen und Zähneklappern herrschen.

Heulen und Zähneklappern. An diesem Ort war wohl schon jeder. Schon die 13-Jährige kann vor Liebeskummer so verzweifeln, dass sie keinen Ausweg mehr sieht. Genauso, wie der Erwachsene, der seinen Job verliert und einfach nicht mehr weiter weiß. Ganz zu schweigen von den Vielen, die verfolgt, gefoltert, missbraucht und abgeschlachtet werden. Es gibt keinen objektiven Maßstab für die Hölle, keine allgemein gültige Skala, an der man die Heftigkeit von Leid und Qualen ablesen könnte. Zumindest nicht, wenn es darum geht, wie sehr ein Mensch verzweifeln kann.
Wer schon einmal durch die Hölle gegangen ist, weiß, dass es einen Himmel gibt. Nicht der Himmel am Ende aller Tage; der, auf den der Glaube hofft und vertraut. Nein, sondern der Himmel hier bei uns. Bei den Menschen. Hier auf der Erde. Ein Abglanz des ewigen Himmels. Schon jetzt.

Der Himmel: Das kann schon sein, wenn alles seinen guten Gang geht. Wenn Partnerschaft, Ehe und Familie einigermaßen funktionieren. Wenn die Arbeit halbwegs rund läuft. Wenn die alltäglichen Wehwehchen sich in Grenzen halten.
Das Problem mit diesem Himmel ist, dass man sich so schnell daran gewöhnt. Er erscheint so normal. So selbstverständlich. Tatsächlich braucht es oft die Erfahrung der Hölle – oder zumindest einen Blick darauf –, damit man den Himmel erkennt. Und ihn wertschätzt.

Zwischen Himmel und Hölle – das ist der Titel einer Serie zur Passionszeit, die in dieser Ausgabe von UK startet (Seite 11). Menschen erzählen, wie ihnen alles verloren und zerbrochen erschien. Und woher ihnen dann doch noch Kraft entgegenkam, damit sie weiterleben konnten. Zwischen Himmel und Hölle. Da bewegt sich das Leben. Jeden Tag.