Zustimmung zum neuen Vorschlag für mehr Organspenden

Nur wenige Deutsche spenden Organe. Gesetze haben das bisher kaum geändert. Sechs Parlamentarier haben jetzt angeregt, dass jeder ab 18 möglicher Spender sein soll – außer er widerspricht. Dafür gibt es Lob und Kritik.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Bundesverband der Organtransplantierten (BDO) unterstützen den neuen Vorstoß zur Widerspruchslösung bei der Organspende. Diese könne “für mehr gerettete Leben sorgen, da sich die Menschen so aktiv mit der Frage der Organspende auseinandersetzen müssen”, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag): “Viel zu viele Menschen warten nach wie vor vergeblich auf ein Spenderorgan.”

Der BDO nannte die angestrebte Neuregelung “dringend und wichtig”. Der Verband, der auch die wartenden Patienten vertritt, mahnte aber weitere Schritte darüber hinaus und ein Gesamtkonzept an. BDO-Chefin Sandra Zumpfe nannte “eine kontinuierliche Aufklärung, die Unterstützung der Transplantationsbeauftragten und Entnahmekliniken, aber auch eine stärkere Anerkennung und Betreuung der Hinterbliebenen”.

Zusätzlich müsse die gesellschaftliche Akzeptanz und das Bewusstsein für die Bedeutung der Organspende gezielt erhöht werden, etwa durch Aufnahme des Themas in den Schulunterricht.

Nach Ansicht von sechs Bundestagsabgeordneten soll künftig jeder Bürger potenzieller Organspender sein – es sei denn, er widerspricht ausdrücklich. Einen solchen “Mentalitätswechsel” fordert ihr am Montag eingebrachter fraktionsübergreifender Antrag. Die Gesetzesänderung soll nach ihrem Wunsch 2025 in Kraft treten. Dann soll es über zwei Jahre eine breite Aufklärungskampagne geben, erst danach solle die Regelung für den Einzelnen greifen.

Alle bisherigen Gesetzesänderungen hätten nicht zu höheren Spenderzahlen in Deutschland geführt, hieß es zur Begründung. 2020 hatte der Bundestag eine Widerspruchslösung noch abgelehnt und zugleich eine verstärkte Aufklärung der Bürger durch Bürgerämter, Führerscheinstellen und Krankenkassen gefordert.

Außerdem wurde ein Organspenderegister beschlossen, das kürzlich online gegangen ist. Derzeit gilt in Deutschland eine Zustimmungslösung: Nur wer zu Lebzeiten seine Bereitschaft zur Organspende ausdrücklich dokumentiert hat, ist potenzieller Spender.

Deutschland liegt bei der Zahl der Organspenden international auf einem hinteren Platz. Die Zahl der Spender stagniert seit Jahren. 2023 standen 8.385 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste. Gespendet wurden 2.877 Organe von 965 Personen.

Kritiker der Widerspruchslösung geben zu bedenken, dass ein Stillschweigen nicht als Zustimmung zur Organspende gewertet werden dürfe. Auch die katholische Kirche äußert Bedenken gegen eine Widerspruchslösung. Eine Organspende müsse immer freiwillig bleiben.