Ziviler Friedensdienst wird 25 – Ministerin: Ein Erfolgsmodell

Etwa 380 Friedensdienstler sind weltweit aktiv, um Gewaltprävention in Krisenregionen zu fördern. Seit 25 Jahren entsendet Deutschland die Fachkräfte.

“Frieden wird von Menschen gemacht.” In einer Welt mit Hunderten Konfliktherden und Millionen Menschen auf der Flucht womöglich eine steile These. Doch sie trägt seit 25 Jahren die Arbeit des Zivilen Friedensdienstes in Deutschland. Das Programm setzt sich seit 1999 weltweit in Krisenregionen für Gewaltprävention, die Aufarbeitung von Konflikten sowie Friedensförderung ein. Dabei geht es um den direkten Kontakt mit den Menschen, um das Fördern des Engagements vor Ort und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen.

Aus Sicht von Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), die am Dienstag anlässlich des Jubiläums mit Vertretern des Friedensdienstes in Berlin zusammenkommt, ist das Projekt ein Erfolgsmodell. Ihr Ministerium gibt jedes Jahr höhere zweistellige Millionenbeträge für den Friedensdienst aus, zuletzt 60 Millionen jährlich.

“Deutschland – und die Welt überhaupt – haben ein Interesse daran, dass überall auf der Welt Frieden herrscht. Aus humanitären und wirtschaftlichen Gründen, denn jedes Kriegsopfer ist ein Opfer zu viel. Und mit friedlichen Staaten lässt sich besser handeln”, erklärte die Ministerin daher jüngst im Gespräch mit dem Friedensdienst.

Einzelne Beispiele, etwa das derzeitige Engagement in der Ukraine oder im Irak, zeigten, wie wichtig und vielfältig der Dienst sei, so Schulze weiter. In der Ukraine seien derzeit neun Mitarbeiter in der Aufarbeitung von Kriegstraumata tätig und gäben Resilienztrainings. Im Irak engagierten sich die Friedensdienstler gemeinsam mit staatlichen Institutionen und Nichtregierungsorganisation bei der Aufarbeitung der Verbrechen des “Islamischen Staats”.

Insgesamt arbeiten aktuell rund 380 internationale Fachkräfte des Friedensdienstes in etwa 45 Ländern. Wer für zwei bis drei Jahre ins Ausland entsandt werden will, braucht bereits etwas Berufserfahrung. Für die Entsendung sind neun Organisationen verantwortlich, darunter Brot für die Welt, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der internationale christliche Friedensdienst Eirene.

Reinhard J. Voß war von Anfang an der Entwicklung des Friedensdienstes beteiligt. Der Historiker und Pädagoge ist passionierter Friedensaktivist. Sechs Jahre lang gestaltete der heute 75-Jährige den Aufbau des Vereins “Ökumenischer Dienst (OeD) – Schalomdiakonat” als Geschäftsführer und Referent mit.

Später war Voß Trainer für den Dienst, dann sieben Jahre Generalsekretär der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, bis er von 2010 bis 2014 selbst als Friedensdienst-Fachkraft in die Demokratischen Republik Kongo entsandt wurde. Dort arbeitete er als Berater der kongolesischen Katholischen Bischofskonferenz in der Hauptstadt Kinshasa.

In seiner Bilanz zum Abschluss seiner Zeit schreibt Voß, wie wichtig und vor Ort gewünscht es sei, solidarisch zu bleiben und den Kontakt zu den Menschen im Land zu halten. Es sei mehr erreicht worden als gedacht. Auch die Integration im Land sei nach und nach immer besser und leichter geworden. Durchhalten helfe, auch wenn das verschiedene Zeit- und Teamverständnis schwierig gewesen sei. Getröstet habe ihn, so Voß, stets der Satz: “Ihr Europäer habt die Uhr, wir Afrikaner haben die Zeit!”

Doch die Zeit rennt bekanntlich. Und bei knappen Kassen, wie etwa dem geplanten Haushalt der Bundesregierung für das kommende Jahr, müssen alle Akteure ihren Anteil am Kuchen verteidigen. So auch der Friedensdienst, etwa neben der Entwicklungshilfe oder Nothilfe.

Für Ministerin Schulze ist klar: “Es muss viel mehr investiert werden in öffentliche Güter wie Bildung, Klimaschutz und Hungerbekämpfung. Gerade Superreiche müssen mehr zur Finanzierung des Gemeinwohls beitragen.” Doch Investitionen in den Frieden seien nicht nur durch mehr Geld zu tätigen, vorhandene Mittel müssten gerechter verteilt werden. Der Zivile Friedensdienst stärke das Verständnis, “dass Hunger, Armut und Ungleichheit – also die Hauptursachen für Konflikte – keine lokalen oder regionalen Probleme sind”.