Zerreißprobe für die Papua-Kirche
Vertreterinnen und Vertreter des Oikos-Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen haben Teile von Westpapua besucht. Dabei haben sie erfahren, wie die politische Lage vor Ort ist.
Indigene Papuas wurden durch ein Transmigrationsprogramm zur Minderheit im eigenen Land. Es ist zwar inzwischen eingestellt, doch das enorme Vorkommen an Regenwald und Bodenschätzen sowie verschiedene Vergünstigungen locken nach wie vor Migrantinnen und Migranten und ausländische Konzerne an. Von den wirtschaftlichen Gewinnen profitieren die Papuas kaum. Es sind längst nicht nur Ameisen, sondern Bären, die den Honig plündern. In den vergangenen Jahren hat die Gewalt zugenommen, auch zwischen den Papuas wachsen die Spannungen. In dieser Gemengelage befindet sich die GKI-TP.
Es beeindruckt, wie sie sich den Anforderungen entgegenstemmt: Mit über 600 000 Mitgliedern bringt sie ihre wichtige zivilgesellschaftliche Stimme etwa in politische Stellungnahmen ein. Vor allem hat sie in der täglichen Arbeit mit traumatisierten Menschen eine riesige Aufgabe, wie ein Beispiel aus dem Kirchenkreis Ayfat zeigt, wo 16 der 19 Gemeinden bei einer Militäroperation vertrieben wurden. Die vielen Menschenrechts- und Umweltverbrechen werden von der Kirche nicht nur als seelsorglicher Auftrag wahrgenommen, sondern sie arbeitet auch an den Strukturen. Die Kirche will dabei Schutzdach für Menschenrechtsgruppen und andere Engagierte sein.
Eine starke Kirche
Gemeinsam mit Barbara Hillebrand, Thea Hummel, Marion Struck-Garbe und Dietrich Weinbrenner habe ich die GKI-TP bei unserem Besuch als starke Kirche erlebt, der es wichtig war, uns zu zeigen, worin diese Stärke besteht: in Menschen, die sich unerschrocken einsetzen, und im Reichtum der Natur, der nicht in Rupiah, Dollar oder Euro zu bemessen ist.
Wie lange die Kirche ihre Position und das Engagement aufrechthalten kann, ist fraglich, wird sie doch selbst durch die Verlockung des Honigs in ihrer Unabhängigkeit bedroht. Auch wir haben erlebt, dass ein Kirchenkreis das ihm zur Sicherung gegenüber Firmen anvertraute Land für eigene Zwecke nutzte. Außerdem ist die Vielzahl der Aufgaben erdrückend.
Der Kirchenkreis Schwelm hat langjährige Kirchenkreispartnerschaften in Papua, deren Fokus auf Bildungsprogrammen liegt. Aufgrund der Sicherheitslage konnten wir diese Regionen nicht besuchen, aber heimische Vertreterinnen und Vertreter machten sich auf den mehrtägigen Weg, um uns in der Hauptstadt Jayapura zu treffen.
Weltweite Verbundenheit im Glauben
Bei unserer Reise ist die gute Kooperation mit dem Westpapua-Netzwerk (WPN) deutlich geworden. Es setzt sich in Deutschland für das Anliegen der Papuas ein. Darin aktiv sind neben Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen auch Kirchenkreise und Landeskirchen, darunter die Evangelische Kirche von Westfalen.
Ich finde es ermutigend, dass sich Kirchenpartnerschaft in diesem komplexen Kontext bewährt und sich verschiedene Formen herausgebildet haben, um die weltweite Verbundenheit im Glauben zu gestalten. Im gegenseitigen Wahrnehmen und miteinander Lernen schärft sich das eigene kirchliche Profil. Und vielleicht können wir uns so den Honigräubern entgegenstellen.
• Die Provinz Westpapua wurde in den 1960er Jahren von Indonesien angeeignet. Allerdings erkennen die Papuas dieses Vorgehen nicht an und kämpfen seitdem für ihr Recht auf Selbstbestimmung. Dies wiederum wird von Indonesien mit großer Militärpräsenz niedergehalten. Menschenrechtsverletzungen sind alltäglich, selbst Jugendliche werden Opfer von Folter und Gewalt. Ausländischen Medien wird seit Jahren der Zutritt verwehrt.