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Zentralratspräsident kritisiert Ehrung für Historiker Mendel

Der aus Israel stammende Meron Mendel soll 2025 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet werden. Dabei geht es um die Verständigung zwischen Christen und Juden. Nun gibt es scharfe – innerjüdische – Kritik.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisiert die geplante Auszeichnung des Historikers Meron Mendel mit der Buber-Rosenzweig-Medaille. Schuster drückt in einem Brief sein “Unverständnis” über diese Entscheidung aus und führt “umstrittene und zum Teil untragbare Positionierungen” von Mendel an. Dieser lege in seinen Äußerungen “in erster Linie seine persönliche Meinung” dar. Der Brief liegt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Das Schreiben datiert von Ende Juni. Es ist an die Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie an dessen Generalsekretär Jan-Ulrich Spies gerichtet. Die Organisation mit Sitz im hessischen Bad Nauheim verleiht die Medaille, die Verdienste um eine Verständigung zwischen Christen und Juden würdigt. Am 9. März 2025 sollen Mendel und seine Ehefrau, die Politologin Saba-Nur Cheema, die Auszeichnung in Hamburg erhalten. Kritik an Cheema enthält das Schreiben nicht. Schuster gehört dem Kuratorium des Koordinierungsrats an. Über die Preisvergabe entscheidet dessen Vorstand.

Als Historiker und Co-Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main bekomme Mendel in der deutschen Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit und nehme dabei eine “Sprecherposition ein, die als eine vermeintlich repräsentative jüdische Position weitertradiert wird”, so Schuster. Mendel äußere “jedoch nicht selten Ansichten zu Themen, zu denen ihm einerseits einschlägige Expertise fehlt und die weit über seinen Verantwortungsbereich in der Bildungsstätte hinausgehen”. Diese Ansichten seien in der jüdischen Gemeinschaft “nicht mehrheitsfähig”.

Mendels Meinung verschaffe Einblick in eine “linke, israelische (und israelkritische) Minderheiten-Positionierung, die im Diskurs leider zu oft als allgemeingültige jüdische Meinung missverstanden” werde, kritisierte der Zentralratspräsident weiter.

Auf KNA-Anfrage wollte Mendel, der im Urlaub ist, den Brief nicht kommentieren. Ein Zentralratssprecher erklärte, dass eine Antwort auf das Schreiben bisher nicht vorliege. Generalsekretär Spies sagte, dass der Brief ohne Zutun des Koordinierungsrates den Weg in die Öffentlichkeit gefunden habe: “Wir wollen uns dazu nicht äußern.”

Er verwies zugleich auf die Erklärung des Rates zur Bekanntgabe der beiden Preisträger für 2025. Gemeinsam stritten Cheema und Mendel öffentlich für Demokratie und Menschenrechte, hieß es dazu Anfang Mai. Cheema habe Projekte für die historisch-politische Bildungsarbeit entwickelt, um Rechtsextremismus und Rassismus zu begegnen. Dabei habe sie insbesondere Antisemitismus und Islamfeindlichkeit im Fokus. Mendel sei “eine markante Stimme im öffentlichen Diskurs über den Nahostkonflikt wie auch in Debatten über Antisemitismus und Rechtsextremismus”.