Zentralrat der Juden: Keine Auswanderungsbewegung festzustellen

(Noch) kein Exodus – trotz zunehmendem Antisemitismus in Deutschland, gibt es laut Zentralrat der Juden bislang keine Abwanderungsbewegung nach Israel. Auch die Sicherheitslage sei gut. Grund zur Sorge gibt es dennoch.

Obwohl die Zahl antisemitischer Vorfälle zuletzt deutlich zugenommen hat, gibt es aus Sicht des Zentralrats der Juden bislang keine große Auswanderungswelle aus Deutschland. „Es gibt immer wieder Menschen, die aus religiösen Gründen nach Israel umziehen, aber aus politischen Gründen können wir das nicht feststellen“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster im Interview der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). Das sei in Deutschland jedoch anders als in Frankreich, wo es laut Schuster „eine deutliche Abwanderung von Juden gibt“.

Dennoch bezeichnete der Zentralratspräsident als besorgniserregend, dass es seit dem Terror-Angriff der Hamas „einen spürbareren Antisemitismus gibt als in den Jahren zuvor“. Dieser drückt sich laut Schuster insbesondere in einem „islamistischen Antisemitismus von türkischstämmigen und arabischen Menschen im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza“ aus. Er mahnte aber auch, Antisemitismus von Rechtsextremen nicht zu vergessen. Zwar sei von dort derzeit wenig zu hören, so Schuster. „Das ist in meinen Augen aber nur ein sehr vorübergehendes Phänomen.“

Schuster beschrieb die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen und Gemeinden in Deutschland generell als gut. Einzig beim Gemeindetag in Berlin in der vergangenen Woche habe es keine ausreichende Unterstützung seitens der Polizei gegeben. „Anfänglich sah die dortige Polizei nicht die Notwendigkeit, ein Hotel mit 1.400 Jüdinnen und Juden zu schützen, entgegen der Absprachen. In der ersten Nacht fuhr man einmal stündliche Streife – das kann es doch nicht sein“, sagte Schuster der Zeitung. Es sei auf der Versammlung eine Verunsicherung spürbar gewesen, aber auch eine Trotzreaktion. „Diese Tage haben den Zusammenhalt gestärkt, gerade auch für Mitglieder aus kleineren Gemeinden. Das Selbstwertgefühl wurde gemeinsam gehoben.“