Zeitungsgruppe stoppt redaktionelle Aktivitäten auf Twitter

Immer mehr Hassmails, Kothaufen-Emojis bei Presseanfragen: Angesichts der Entwicklung bei Twitter verabschiedet sich das Medienunternehmen VRM vorerst von der Plattform.

Seit Elon Musk bei Twitter das Sagen hat, ist die Plattforum umstritten
Seit Elon Musk bei Twitter das Sagen hat, ist die Plattforum umstrittenImago / Philipp Szyza

Das Medienunternehmen VRM und dessen Zeitungen (unter anderem Mainzer Allgemeine Zeitung, Wiesbadener Tagblatt und Darmstädter Echo) stoppen vorerst alle redaktionellen Aktivitäten auf Twitter. Chefredakteur Lutz Eberhard begründete die Entscheidung mit der Übernahme der Plattform durch den Multimilliardär Elon Musk. Unter anderem missbrauche Musk die Kurznachrichtendienst „regelmäßig für private Zwecke“, etwa bei der vorübergehenden Auswechslung des Twitter-Symbols gegen das Logo der Kryptowährung Dogecoin. Nach Angaben des Zeitungsverlegerverbandes BDZV geht VRM als erster bedeutender Zeitungsverlag in Deutschland diesen Schritt.

Eberhard nannte als Begründung auch eine zunehmende Zahl von Spam- und Hass-Nachrichten auf Twitter. Zudem kritisierte er die Kennzeichnung amerikanischer Sender als „staatlich finanziert“ und die von Musk nach der Übernahme im vergangenen Jahr eingeführte Unsitte, Presseanfragen an Twitter mit einem Kackhaufen-Emoji zu beantworten. „So eine Plattform wollen wir nicht unterstützen“, heißt es in der auf den Internetseiten der VRM-Zeitungen veröffentlichten Erklärung.


Zuletzt hatte der Kurznachrichtendienst die blauen Verifikationshäkchen entfernt, die früher an Organisationen oder Prominente vergeben worden waren, damit weniger Nutzer auf gefälschte Profile hereinfallen. Ein gleich aussehendes Symbol erhalten künftig nur noch zahlende Kunden.

Eine BDZV-Sprecherin sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), der Schritt der Mediengruppe VRM sei „nachvollziehbar, da ab sofort praktisch jeder unter falscher Flagge auf Twitter segeln kann“. Auch beim BDZV werde diskutiert, die Aktivitäten des eigenen Accounts einzustellen.

Seit 2009 auf Twitter aktiv

Die VRM-Redaktionen waren den Angaben zufolge seit 2009 auf Twitter aktiv und haben zusammen mehr als 70.000 Follower. „Entsprechend unserer Rolle und Aufgabe für die Gesellschaft werden wir weiterhin die Plattform beobachten, über die Plattform berichten und den Teil der gesellschaftlichen Debatten im Auge behalten, die auf Twitter stattfinden“, hieß es.