Zeitung: Israel nutzt Gaza-Zivilisten als Schutzschilde

Schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee erhebt die Zeitung “Haaretz”. Sie soll Palästinenser aus Gaza als menschliche Schutzschilde gegen mögliche Sprengfallen einsetzen.

Die israelische Tageszeitung “Haaretz” hat schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee erhoben. Eine Recherche habe ergeben, dass die Armee palästinensische Zivilisten in Gaza zwinge, möglicherweise mit Sprengfallen versehene Tunnel und Gebäude zu inspizieren, heißt es in einem am Dienstagabend veröffentlichten Bericht. Die Armee wies die Vorwürfe gegenüber der Zeitung zurück. Eine unabhängige Prüfung ist nicht möglich.

Der Bericht der Zeitung basiert auf Videomaterial, das vom katarischen Sender Al-Dschasira veröffentlicht wurde, sowie auf Aussagen von Soldaten. Demnach soll die israelische Armee im Gazastreifen wiederholt palästinensische Zivilisten festgenommen und als menschliche Schutzschilde für die Soldaten bei militärischen Operationen eingesetzt haben.

Die Palästinenser würden in Uniformen der israelischen Armee gekleidet und dann mit gefesselten Händen sowie mit Kameras ausgestattet in Tunneleingänge und schwer beschädigte Häuser geschickt. Es sei besser, wenn ein Palästinenser bei einer Explosion getötet werde, als ein israelischer Soldat, sei den beteiligten Armee-Einheiten gesagt worden.

Eine Quelle habe gegenüber der Zeitung erklärt, dass die Vorgehensweise bei höheren Rängen in der Armee bis hin zum Büro des Generalstabschefs bekannt sei. Es gebe Hinweise darauf, dass auch Minderjährige und ältere Menschen auf diese Weise eingesetzt würden.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte laut Bericht, die israelische Armee untersuche die Vorfälle. Die Handlungen in den von Al-Dschasira veröffentlichten Videos entsprächen nicht den Werten und Vorschriften der israelischen Armee.

Die Armee verbiete den Einsatz von Zivilisten aus dem Gazastreifen “für militärische Missionen, die ein absichtliches Risiko für ihr Leben darstellen”, erklärten Sprecher der Armee laut Bericht. Vorwürfe zu Verstößen gegen die Anweisungen seien an die zuständigen Behörden zur Überprüfung weitergeleitet worden.

2002 hatte laut israelischen Medienberichten das oberste Gericht des Landes die Praxis, Palästinenser als menschliche Schutzschilde bei Razzien einzusetzen, mit einer einstweiligen Verfügung verboten. Das Verbot wurde in einem Urteil von 2005 bekräftigt. Vorangegangen war eine Petition israelischer Menschenrechtsgruppen.