Zehn Fragen an die Kirche von heute

Er wurde bekannt als Kommissar in „Türkisch für Anfänger“. Doch Julian Sengelmann ist auch angehender Pastor. Jetzt hat er ein Buch geschrieben.

Selfie aus dem Home Office: Der Autor und sein Buch
Selfie aus dem Home Office: Der Autor und sein BuchJulian Sengelmann

Hamburg. Julian Sengelmann ist prominenter Schauspieler, Musiker, Autor, Sprecher – und Theologe. Doch als angehenden Pastor kennen ihn nur wenige. Seinen Beruf könne er auf einer Party gar nicht beiläufig erwähnen, ohne sofort mit Fragen überhäuft zu werden, die Menschen an die Kirche haben, sagt Julian Sengelmann. Die „Top Ten“-Fragen hat der 37-Jährige gesammelt und darüber ein Buch geschrieben, das jetzt erschienen ist: „Glaube ja, Kirche nein?“ ist eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit seiner Kirche.

Bekannt wurde der gebürtige Hamburger unter anderem als Jungkommissar in „Türkisch für Anfänger“ oder als Bösewicht in der Kinderserie „Löwenzahn“. Mit seiner ehemaligen Band „Feinkost“ war er unter anderem zu Gast bei Ina Müllers Nightshow. Seit Oktober vergangenen Jahres moderiert er in Sat.1 „So gesehen“, eine Talkshow über ethische Lebensfragen. Außerdem ist er Sprecher für Hörspiele. Vor drei Jahren erschien sein erstes Sachbuch über christliche Feiertage. Noch bis Juni ist er Vikar an der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen und stellt seine Doktorarbeit fertig.

Neue Herausforderung

Als Schauspieler kennt sich Julian Sengelmann damit aus, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. In der Rolle des Pastors zu sein, ist für ihn jetzt eine ganz neue Herausforderung. „Ich wäre gerne ein Pastor, der ansprechbar ist“, sagt er. Dabei sei es ihm wichtig, Menschen zuzuhören und sie bei ihren Lebensthemen ernst zu nehmen. Auf der Kanzel übernehme er zwar eine Rolle, aber er sei in dem Moment kein Schauspieler, sondern ganz echt er selbst. „Menschen für Gott begeistern und Atmosphären schaffen“, darin sieht er eine wichtige Aufgabe. Und das gehe nur, wenn er sich ungeschminkt als Mensch zeige.

So sieht das neue Buch von Julian Sengelmann aus
So sieht das neue Buch von Julian Sengelmann aus

„Was Kirche wirklich gut macht, sind Lebensfeste“, sagt Julian Sengelmann. Menschen bei wichtigen Stationen wie Hochzeiten und Taufen zu begleiten, damit kenne sich die Kirche gut aus. „Die Kirche ist da mittlerweile aber nicht mehr der einzige Anbieter auf dem Markt“, räumt er ein. So seien freie Trauredner im Kommen. Auch wenn es um Selbstfindung geht, gebe es unzählige Angebote in Form von Apps zum Meditieren und zur „Achtsamkeit“.

Für Julian Sengelmann ergibt sich daraus die kritische Frage, wozu die Kirche dann heute noch gebraucht werde. Die Kirche müsse sich verändern, um Menschen wieder zu erreichen und sich als Ort zu präsentieren, der ihre Lebensthemen im Blick hat. Sie spreche allerdings oft eine Sprache, die heutzutage keiner mehr versteht. Und so ergibt sich auch die Frage: Kirche? Was ist das eigentlich? Außerdem geht es im Buch auch um die Frage, wann man eigentlich das letzte Mal im Gottesdienst gewesen ist.

Genervt vom Pastorenamt

Zwischenzeitlich sei er von den vielen kritischen Fragen an sein Pastorenamt so genervt gewesen, dass er sich als „Delfin-Therapeut“ ausgegeben habe, räumt er schmunzelnd ein. Doch dann habe er weiter nachgehakt: „Was stört dich wirklich an Kirche?“ Die entscheidende Frage der Menschen sei heute, was die Kirche mit ihnen ganz persönlich zu tun habe.

Auch er selbst habe sich intensiv befragt, wozu die Kirche noch gebraucht werde. Das Ergebnis hat er in seinem Buch festgehalten. „Ich glaube, dass Kirche den Menschen in dieser Gesellschaft total gut tun kann.“ Es brauche Menschen, die stellvertretend für andere Menschen aufstehen, den Fragen der Zeit eine Stimme geben und sich für die Gesellschaft stark machen. (epd)

Buch-Tipp
Julian Sengelmann, Glaube ja, Kirche nein?
rororo Taschenbücher, 2020
286 Seiten, 16,00 Euro
ISBN 3499000555

Das Buch können Sie in der Evangelischen Bücherstube bestellen. 
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