ZDF-Dokudrama über die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer

Nicht nur für sechs Millionen Juden, sondern für alle unschuldig Ermordeten des Nazi-Regimes will Margot Friedländer als Überlebende des Holocaust sprechen – wie in einem bewegenden ZDF-Dokumentarfilm.

Zum 85. Jahrestag der November-Pogrome am 9. November 1938 zeigt das ZDF ein besonderes Dokudrama gegen das Vergessen. Es ist der Lebensgeschichte der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer gewidmet, die am 5. November 102 Jahre alt wird. Ihre persönlichen Schilderungen bilden zwei Tage später, am 7. November die Grundlage des Films „Ich bin! Margot Friedländer“, den das ZDF um 20.15 Uhr ausstrahlt. Er wurde vom Autoren-Ehepaar Raymond und Hannah Ley geschrieben und von Raymond Ley mit einer gelungenen Mischung aus Interview- und Spielszenen inszeniert.

Nach der Schule hatte Margot Friedländer eine Schneiderlehre gemacht, später am Theater beim Jüdischen Kulturbund in Berlin als Statistin gearbeitet und opulente Kostüme für die Bühne genäht. Exakt da steigt die Doku in die Lebensgeschichte ein. Denn Margot Bendheim – so ihr Mädchenname – liebt das Theater und blendet darüber die zunehmend lebensbedrohliche Situation für Jüdinnen und Juden in Deutschland durch das NS-Regime weitgehend aus. Gerade noch stand Margot als Page neben dem großen Schauspieler Freddy Berliner (Charly Hübner) auf der Bühne und verbeugte sich – da muss sich Fräulein Bendheim auch schon bei der Geheimen Staatspolizei melden.

Dieses Wechselbad der Gefühle bestimmt fortan für 15 Monate ihr Leben: 1943 taucht die damals 21-Jährige vor der Gestapo unter, versteckt sich in der Spree-Metropole und ist auf das Wohl und die Gnade ihrer Helfer angewiesen, die ihre Situation mitunter ausnutzen. Als „jüdische Illegale“ färbt sie sich die Haare, lässt sogar ihre Nase operieren, um unerkannt zu bleiben. „Für eine junge Frau wie mich wird die Welt immer kleiner“, sagt Friedländer im Rückblick.

Alle Bemühungen ihrer Familie, der Verfolgung durch Migration ins Ausland zu entgehen, schlagen fehl. Nach der Trennung ihrer Eltern 1937, lebt Margot mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Ralph zusammen in einer sogenannten Judenwohnung. Ab 1941 muss Margot Zwangsarbeit leisten und ihre geliebte Tätigkeit am Theater aufgeben. Im Januar 1943 plant Margots Mutter die Flucht mit ihren Kindern zu Verwandten ins oberschlesische Kattowitz.

Doch am Tag zuvor wird Ralph von der Gestapo verhaftet, und die Mutter entschließt sich, ihrem Sohn freiwillig zu folgen, um ihm beizustehen – beide werden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Margot bleibt allein zurück. Die Mutter hinterlässt der Tochter neben einer Bernsteinkette, einem Adressbuch und der Handtasche die wichtige Botschaft: „Versuche, dein Leben zu machen.“

Die junge Margit Friedländer wird verkörpert von der 26-jährigen Nachwuchs-Schauspielerin Julia Anna Grob, die in „Ich bin! Margot Friedländer“ mit ihrer ersten großen Achtungs-Rolle in Erscheinung tritt. Mit Gastauftritten von Iris Berben, Charly Hübner, Herbert Knaup und Axel Prahl ist der Film bis in die Nebenrollen brillant besetzt.

Um die bewegende Lebensgeschichte der Holocaust-Überlebenden schildern zu können, haben die Autoren sie für das Dokudrama in vielen Stunden zu ihrem Überlebenskampf befragt und unwiederbringliche Aussagen gesammelt, die im Film die Inszenierung umrahmen. „Margot Friedländer ist ein Wunder an Wachheit und Willensstärke und ein großes Vorbild, wie man altern kann und wie man mit der Verantwortung umgehen sollte, wenn man etwas zu erzählen hat“, beschreibt der Autor und Regisseur Raymond Ley seine Eindrücke.

Der Schluss-Satz des 90-minütigen Dokudramas gebührt der Protagonistin, die vor der Kamera oft die Bernsteinkette ihrer Mutter trägt. „Ich bin dankbar dafür, dass ich nicht nur für sechs Millionen Juden spreche, sondern für alle Menschen, die man unschuldig umgebracht hat“, erklärt Margot Friedländer.