Yehuda-Amichai-Denkmal in Würzburg enthüllt
Er ist ein großer Sohn seiner Stadt. Ein international bekannter Dichter, der kein Dichter sein wollte. Heute stehen seine Werke in Schulbüchern, seine Verse werden von Chören auf aller Welt gesungen.
In Würzburg erinnert seit Sonntag ein Denkmal an den international bekannten israelischen Dichter Yehuda Amichai. Amichai wurde vor 100 Jahren in Würzburg geboren, das Denkmal ist eine Schenkung dreier in seiner Heimatstadt ansässiger Vereine und etlicher privater Spender. Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) dankte den Initiatoren und versprach, das Andenken an den Literaten zu wahren.
Amichai wurde 1924 als Ludwig Pfeuffer in Würzburg geboren und wanderte mit elf Jahren nach Palästina aus. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2000 in Jerusalem gestorben, gilt Amichai als einer der großen Lyriker Israels. Seine Gedichte und Romane sind dort fester Bestandteil des Schulunterrichts. Weltweite Popularität bescherten ihm unter anderem Kompositionen für Kinder- und Jugendchöre auf Basis seiner Texte.
Das Denkmal wurde vom Reichenberger Künstler Michael Ehlers entworfen. Es besteht aus einem knapp drei Meter hohen Stein und einer Stahlplatte davor. In sie sind die ersten Zeilen eines berühmten Gedichts von Amichai gefräst: “An dem Ort, an dem wir Recht haben, werden niemals Blumen wachsen im Frühjahr.”
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, lobte das Denkmal als “markant und höchst gelungen”. Schuster ist auch Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken.
Projektiert wurde diese Form des Erinnerns von den Vereinen “Würzburg liest”, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Leonhard-Frank-Gesellschaft. Zu den Initiatoren zählt der katholische Hochschulseelsorger Burkhard Hose.
Hose sagte am Sonntag, Amichai habe sich nichts aus Ehrungen gemacht und sich auch nicht als Dichter gesehen, sondern als “Mensch, der Gedichte schreibt”. Das Denkmal habe daher nicht aussehen dürfen wie ein “Podest für einen verstorbenen Dichter”. Wer es betrachte, sollte nicht in Ehrfurcht erstatten, sondern im besten Fall Lust bekommen, Amichais Gedichte zu lesen.