Wilde Wiesen vor der Kirche

Eine Wiese vor der Christuskirche ist das Paradies für Bienen und andere Insekten. Nicht nur deshalb ist die Kirchengemeinde Hamburg-Eimsbüttel als „ökofair“ ausgezeichnet worden.

Vor der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel blühen im Sommer Blumen
Vor der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel blühen im Sommer BlumenTimo Teggatz

Hamburg. Auch die Blumen auf dem Altar haben sie im Blick in der Kirchengemeinde Hamburg-Eimsbüttel. Der Schmuck in den beiden Kirchen der Gemeinde, der Apostel- und der Christuskirche, kommt zu jeder Jahreszeit von regionalen Händlern und hat also keine lange, ökologisch fragwürdige Tour nach Norddeutschland hinter sich. Momentan prangen auf den Altären in Eimsbüttel Pfingstrosen – so auch am Sonntag, 30. Mai, wenn die Gemeinde in einem Gottesdienst eine Auszeichnung von der Nordkirche erhält: die Plakette zur „ökofairen Gemeinde“.

Das wollen die Eimsbütteler entsprechend feiern: Weil die Plätze in der Apostelkirche wegen der Hygiene-Vorschriften begrenzt sind, soll der Gottesdienst auch auf den Vorplatz der Kirche übertragen werden – natürlich immer coronakonform. Dass die Auszeichnung ein Anlass ist für eine Feier, steht für Sigrid Strebel, Mitglied im Kirchengemeinderat (KGR), außer Frage. „Eigentlich sind wir schon seit zehn Jahren dran an dem Thema“, sagt sie. Das ist lange, bevor die Nordkirche die Plakette 2017 einführte.

Zehn Kriterien erfüllt

Vor zwei Jahren schlug Strebel dem KGR dann vor, dass die Eimsbütteler Christen sich als „ökofaire Gemeinde“ bewerben sollten. Als aus dem Gremium sofort Fragen nach den Kosten kamen, konnte Sigrid Strebel beruhigen: „Das meiste machen wir doch schon.“

Um als „ökofair“ zu gelten und das Siegel von der Nordkirche zu erhalten, muss die Gemeinde mindestens zehn Kriterien erfüllen – von stromsparenden elektronischen Geräten bis zum Energiesparen, etwa durch Solaranlagen. Auch eigene Ideen können sich Gemeinden anrechnen lassen. Ziel aller Maßnahmen ist es, zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen.

Gemeindebrief auf Öko-Papier

So leuchten in den Räumen der Gemeinde stromsparende LED-Lampen, der Gemeindebrief wird auf Öko-Papier gedruckt, und wenn der KGR tagt, kommen meistens vegetarische Suppen auf den Tisch. Fleisch ist tabu, Plastikgeschirr bei Gemeindefesten sowieso. Außerdem engagiert sich die Gemeinde bei der Initiative „Buntes Band Eimsbüttel“, die sich für Biotope in dem stark bebauten Stadtteil einsetzt. „Wir brauchen mehr insektenfreundliche Blühpflanzen und dafür weniger Zierrasen“, heißt es auf der Internetseite. Das hat sich die Kirchengemeinde zu Herzen genommen. Vor der Christuskirche hat sie aus einem Stück Rasen eine Blühwiese gemacht, wo sich im Sommer Bienen und andere Insekten wohlfühlen.

Wie ein Motor

Auch bei „Superbüttel“ mischt die Gemeinde mit. Die Initiative will aus dem Stadtteil ein fahrradfreundliches Revier machen und dafür ganze Straßenzüge für Autos sperren. Deshalb überlegt die Gemeinde, den Platz vor der Apostelkirche neu zu gestalten. „Er soll sich dann besser zum Relaxen eignen“, sagt Sigrid Strebel.

In der Nordkirche sind vor den Eimsbüttlern bislang 15 Kirchengemeinden als „ökofair“ ausgezeichnet worden, sagt Judith Meyer-Kahrs, die für die Infostelle Klimagerechtigkeit die Aktion betreut. Weitere rund 40 Gemeinden seien auf dem Weg. Sie sind momentan darum bemüht, die zehn Kriterien zu erfüllen. Sie würde sich sehr gern mehr Gemeinden wünschen, gibt Judith Meyer-Kahrs zu. Denn die Plakette wirke oft wie ein Motor für die Gemeinden, sich künftig in Sachen Klima- und Umweltschutz noch stärker zu engagieren­. Außerdem würden die Gemeinden auch eigene Ideen einbringen­.

Info
Der Gottesdienst mit der Verleihung der Plakette findet am Sonntag, 30. Mai, um 10 Uhr in der Apostelkirche in Hamburg, Bei der Apostelkirche 2, statt.