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WWF nutzt Künstliche Intelligenz gegen Geisternetze

Die Umweltorganisation WWF Deutschland sucht mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) nach Geisternetzen im Meer. Die KI-gestützte Online-Plattform GhostNetZero.ai wertet automatisch hochauflösende Sonardaten vom Meeresboden aus und markiert Stellen, an denen sich vermutlich verloren gegangene Fischernetze befinden, wie der WWF am Montag in Hamburg mitteilte. Die Treffergenauigkeit liege bei 90 Prozent. Für den Kampf gegen Geisternetze ruft der WWF zur Zusammenarbeit auf und bittet Forschungsinstitute, Behörden oder Windkraftfirmen, ihre hydrografischen Daten für die neue Plattform zu spenden.

Schätzungsweise 50.000 Tonnen Geisternetze landen laut WWF jährlich in den Ozeanen. „Die Kombination aus Sonarsuche und KI-gestützter Erkennung ermöglicht einen Quantensprung: Überall auf der Welt wird der Meeresboden kartiert, es existieren gewaltige Datenmengen“, sagte Gabriele Dederer, Projektleiterin Geisternetze des WWF Deutschland. Wenn vorhandene Bilddaten aus vielbefischten Meereszonen gezielt von KI geprüft werden könnten, sei das „ein wirklicher Gamechanger“ für den Umweltschutz.

„Geisternetze gefährden Meerestiere sowie Ökosysteme und machen einen erheblichen Teil des Plastikmülls im Ozean aus, aber sie sind unter der Wasseroberfläche unsichtbar und ihre Ortung ist aufwändig“, sagte Dederer. Bisher hat der WWF Deutschland selbst erfasste Aufnahmen eines Seitensichtsonars manuell gesichtet und so 26 Tonnen Netze aus der Ostsee geborgen.

Verlorenes Fischereigerät macht laut WWF 30 Prozent des marinen Plastikmülls aus und verschärft die Mikroplastikbelastung der Ozeane. Herrenlose Netze seien zudem eine tödliche Falle für Fische, Seevögel, Schildkröten oder Meeressäuger, hieß es. Die neue Plattform GhostNetZero.ai ist ein Gemeinschaftsprojekt von WWF Deutschland, der IT-Beratung Accenture und Microsoft AI for Good Lab.