Die Schriftstellerin Christine Wunnicke ist von der bayerischen Staatsregierung mit dem Jean-Paul-Preis für ihr literarisches Lebenswerk ausgezeichnet worden. Bei der Verleihung am Freitagabend im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth gratulierte ihr Kunstminister Markus Blume (CSU) zu „Bayerns wichtigstem Literaturpreis“, wie er laut Mitteilung sagte. Die Auszeichnung des Freistaats ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen.
Der Preis sei „Bayerns Hommage an große Erzählkunst“, sagte Blume. Wunnickes Werke seien kurz in der Form und zugleich von beeindruckender Tiefe und Wirkung: „Mit meisterhafter Leichtigkeit verbindet sie historische Stoffe und literarische Raffinesse zu einem ganz eigenen, unverwechselbaren Ton.“
Heuer wird der Preis zum 22. Mal vergeben. Die Verleihung findet seit 2023 in Bayreuth statt, wo Jean Paul zwischen 1763 und 1825 viele Jahre lebte. Die Laudatio auf Wunnicke hielt die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken.
Die 1966 geborene Wunnicke lebt in München sowie Berlin und schreibt vor allem hintergründige Kurzromane, in deren Mittelpunkt historische Figuren stehen. Zu ihrem Werk zählen etwa „Die Nachtigall des Zaren“, „Serenity“, „Der Fuchs und Dr. Shimamura“, „Katie“, „Die Dame mit der bemalten Hand“ und das erst kürzlich erschienene „Wachs“. 2020 wurde die Autorin mit dem Münchner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet.
Wunnickes Kunst der historischen Momentaufnahme, die sie zum kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Bild aufspanne, bestehe in einer eleganten und klaren Textökonomie, hieß es von der Jury. Ihre Erzählungen präge stets eine Spannung aus Verknappung und verblüffendem Detail. Mit Sinn für Tragik und Komik und in lakonischer Sprache verdichte und verwebe Wunnicke Geistes- und Geistergeschichte zu einem „widerspenstigen und phantastisch-fabulösen Werk“.
Zu den bisherigen Jean-Paul-Preisträgern zählen Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Horst Bienek, Hermann Lenz, Günter de Bruyn, Brigitte Kronauer, Petra Morsbach, Gerhard Roth, Alexander Kluge und Nico Bleutge. (2294/11.07.2025)