“Women do cry” als sehenswerte TV-Premiere bei Arte
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
In einer Familie im bulgarischen Sofia schlagen sich die weiblichen Mitglieder mit Gewalt- und Ausgrenzungserfahrungen herum: Die junge Sonja (Maria Bakalova) erkrankt an AIDS und versucht verzweifelt, die Krankheit und das damit verbundene gesellschaftliche Stigma zu bekämpfen.
Was nicht einfach ist, da sich auch schon mal Mediziner weigern, sie zu behandeln, und die zu irritierendem Verhalten neigende Sonja ihr Heil in wütenden Aktionen und in trotzigen Gebeten um ein Wunder sucht. Unterstützt wird sie von den weiblichen Mitgliedern ihrer Familie, doch auch ihre Schwester Lora (Ralitsa Stoyanova), Mutter und Tanten leiden unter unaufgearbeiteten Gewalterlebnissen, postnataler Depression und Homophobie.
Die Regisseurinnen Vesela Kazakova und Mina Mileva legen ihr Gesellschaftsdrama teils dokumentarisch, teils satirisch überhöht an. Ihre Charaktere sind widersprüchlich und sperrig entworfen, behandeln sich untereinander des Öfteren ungerecht und drängen sich nicht als glatte Sympathieträgerinnen auf. Die misogynen (und homophoben, transphoben usw.) Probleme in Bulgarien werden an vielen Fronten vom Mikrokosmos der Familie bis zur politischen Ebene angeklagt, doch notiert der sehenswerte Film von 2021 ebenso Widerstandsgeist und die Hoffnung auf einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel.