Wohnungssuche: Tauschbörsen vermitteln zwischen Jung und Alt

Häufig sind ältere Menschen bereit ihre große Wohnung gegen eine kleinere zu tauschen. Wohnungstauschbörsen wollen dieses Potenzial nutzen. Die Idee ist gut, doch es gibt ein Problem beim Mietrecht.

Städte versuchen mit Tauschbörsen die Wohnungssuche zu erleichtern (Symbolbild)
Städte versuchen mit Tauschbörsen die Wohnungssuche zu erleichtern (Symbolbild)Imago / YAY Images

Sabine Engel suchte lange vergeblich eine neue Wohnung. Die 61-Jährige wollte sich verkleinern: Ihre Dreizimmerwohnung war ihr nach dem Auszug ihrer erwachsenen Tochter zu groß und mit 1.300 Euro im Monat vor allem zu teuer. Monatelang fand sie nichts passendes. „Die Mieten in Freiburg sind so hoch“, klagt sie noch im Rückblick, bezahlbare Zweizimmerwohnungen seien kaum zu bekommen. Schließlich nutzte sie die im Juni 2021 gegründete kostenfreie Wohnungstauschbörse der Stadt – und hatte Glück.

Seit April 2022 lebt Sabine Engel in einer Zweizimmerwohnung und zahlt nur noch 1.000 Euro. Sie hat ihre Wohnung mit einem jungen Paar, das Nachwuchs bekommen hatte, getauscht. Dass die neue Wohnung in einem anderen Stadtviertel liegt, stört sie nicht – im Gegenteil. „Ich bin hier viel glücklicher“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Idee einer nicht-kommerziellen Tauschbörse in der 237.000-Einwohner-Stadt findet Engel „wunderbar“.

Auf der digitalen Plattform der Freiburger Wohnungstauschbörse haben nach Angaben von Hauke Quathamer vom städtischen Referat „Bezahlbares Wohnen“ 937 Mietparteien in den vergangenen zwei Jahren eine Wohnung zum Tausch angeboten. Wie viele davon einen erfolgreichen Abschluss gemacht haben, sei „schwierig zu ermitteln“, sagt er.

Tauschbörsen: Baustein für ein mieterfreundliches Umfeld

Die Stadt will ihre Tauschbörse weiterentwickeln und auch Seniorenbüros einbeziehen. Auf diese Weise möchte die Kommune alte Menschen erreichen, die nicht das Internet nutzen. „Damit werden wir nicht die Probleme auf dem Wohnungsmarkt lösen“, sagt Quathamer, aber die Tauschbörse könne ein Baustein für ein mieterfreundlicheres Umfeld sein.

Auch in anderen Großstädten wurden in jüngster Zeit Wohnungstauschbörsen gegründet, etwa in München und Düsseldorf. In Potsdam betreibt das Cottbuser Stadtplanungsbüro „kollektiv stadtsucht“ die „Koordinierungsstelle Wohnungstausch“. Die dort beschäftigten zwei Sozialarbeiter sollen nach den Worten des Projektleiters Joachim Faßmann „bezahlbares und bedarfsgerechtes Wohnen in Potsdam unterstützen“.

Zielgruppen seien Familien, die eine größere Wohnung suchten, und ältere Menschen, die in Innenstadtnähe oder in ihrem vertrauten Viertel nach einer kleinen, barrierefreien Wohnung Ausschau hielten. „Außerdem soll die Kaltmiete unter 14 Euro pro Quadratmeter liegen“, sagt Faßmann. Erfolgreiche Vermittlungen seien schwierig, sagt er. „Manche Prozesse dauern unheimlich lange.“ Den ersten Vermittlungserfolg verbuchte die Stelle im Februar 2022 – anderthalb Jahre nach der Eröffnung des Büros.

Deutscher Mieterbund (DMB) begrüßt die Idee

In diesem Jahr läuft es laut Faßmann jedoch „richtig gut“. 2023 sei im Schnitt jeden Monat ein Wohnungstausch gelungen. Basis des Erfolgs sei, dass sich bei der Koordinierungsstelle inzwischen mehr als 500 interessierte Mietparteien gemeldet hätten. Ihre Wohnungen stünden nun in der Datei. „Es braucht eben eine kritische Masse, um überhaupt Tauschmöglichkeiten anbieten zu können“, erklärt der Stadtplaner.

In Aachen wurde schon 1997 eine nicht-kommerzielle Tauschbörse gegründet. Aufgrund mangelnden Erfolgs hat sich die Kommune aber inzwischen vom Tauschgedanken verabschiedet, wie die Pressestelle der Stadt mitteilte. Jetzt unterstütze sie ältere und körperlich eingeschränkte Menschen beim barrierefreien Umbau ihrer Wohnung oder beim Auszug.

Wohnungstausch steht nicht im Mietrecht

Ein organisierter Wohnungstausch könnte die Situation entspannen, „wenn ein gesetzlicher Anspruch auf den Tausch von Wohnraum zu den jeweils bestehenden Mietpreisen eingeführt würde“, sagte DMB-Präsident Lucas Siebenkotten. „Von derart progressiven mietrechtlichen Reformen ist jedoch zurzeit leider definitiv nicht auszugehen“, fügte er hinzu. Auch Faßmann spricht sich für ein Recht auf Wohnungstausch aus. Wenn Vermieter einen Wohnungstausch kaum noch verhindern könnten, dann könne dieser „mehr werden als eine Hilfe in Einzelfällen“. Der Stadtplaner ist überzeugt: „Neubau allein kann den Wohnungsmarkt nicht spürbar entlasten.“