Sechs ländliche Gemeinden waren beim vom Land geförderten „Modellprojekt Junges Wohnen“ dabei, davon ist ausgerechnet ein Provisorium zum Leuchtturm geworden: das Alte Pfarrhaus im Schwäbisch Gmünder Stadtteil Bettringen. „Die geplante Sanierungsphase wurde im Haus von 1558 einfach übersprungen“, sagte Fridolin Koch vom „K-Punkt Ländliche Entwicklung“ der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart am Donnerstag vor einer Exkursionsgruppe der Evangelischen Akademie Bad Boll.
„Dann ziehen wir halt mal ein“, sagte sich eine Wohngemeinschaft junger Leute und hauchte dem zuvor leerstehenden alten Pfarrhaus auch ohne teure Sanierung neues Leben ein. Die katholische Kirchengemeinde St. Cyriakus gab den jungen Leuten einen günstigen Mietvertrag: Sie ist froh, dass das Alte Pfarrhaus bewohnt ist – und damit beheizt, gelüftet und bewacht.
Die jungen Menschen gründeten den „Kulturverein Altes Pfarrhaus“, der das Erdgeschoss des Pfarrhauses mit etwa zehn bis zwölf Veranstaltungen pro Jahr bespielt, unter anderem mit einem Irish Pub mit Livemusik und einem Sommerfest. Durch die geringen Kosten ist das ohne Eintritt möglich. Die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf, die Beiträge der rund 30 Mitglieder und Spenden genügen.
Wie lange das Provisorium bleibt, ist offen, doch es funktioniert bestens. Wäre nach einer Sanierung eine hohe Miete fällig – der Kulturverein weiß nicht, ob er diese erwirtschaften könnte. Zwingend ist eine Sanierung derzeit nicht: Der Hang schiebt nicht am Gebäude, das Dach ist dicht und die Fenster sind zeitgemäß. Die Atmosphäre ist heimelig und die Deko sehr irisch.
Wo stehen die anderen fünf Orte, genau vier Jahre nach dem Ende des „Modellprojekts Junges Wohnen“? Dornstadt, Riedlingen, Stühlingen und Zaberfeld kamen nicht über die Konzeptentwicklung hinaus. Nur in Herbolzheim (Kreis Emmendingen) wird weiter an der Umsetzung gearbeitet. (1688/11.07.2025)