Wohin bloß mit dem ollen Christbaum?

Schluss mit Lametta und Besinnlichkeit. Erst kann man es gar nicht abwarten, die eigenen vier Wände weihnachtlich zu dekorieren. Doch kaum ist der Jahreswechsel überstanden, muss der Weihnachtsbaum raus.

Gestern noch prachtvoller Schmuck vieler Wohnzimmer, heute schon nutzloser Abfall am Straßenrand: So geht es in diesen Tagen vielen der mehr als 29 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland. Auch offiziell endet für die Kirchen am Sonntag die Weihnachtszeit.

Kaum ist das neue Jahr eingeläutet, haben viele Bundesbürger das Bedürfnis, mit der weihnachtlichen Besinnlichkeit aufzuräumen und nach vorn zu schauen. Zumal die Karnevalssession in diesem Jahr sehr kurz ist, der Rosenmontag bereits am 12. Februar wartet. Karnevalsmusik und Sitzungstermine statt Weihnachtsseligkeit.

In Schweden, Finnland und Norwegen ist die Weihnachtszeit traditionell am St.-Knut-Tag, dem 13. Januar, beendet; dann werden die Christbäume abgeschmückt und entsorgt. In den meisten Häusern in Deutschland wird der Baum nach dem Dreikönigstag am 6. Januar entsorgt und die Krippe wieder in den Keller geräumt. Nur wenige folgen noch der früheren, bis 1969 im liturgischen Kalender festgeschriebenen katholischen Tradition, die Weihnachtszeit am 2. Februar, also am Lichtmess-Tag, ausklingen zu lassen:

Viel Arbeit für die Abfallentsorger in Städten und Gemeinden. Zahlreiche Kommunen organisieren eigene Abholtage oder kündigen Zeitpunkte an, an denen die Müllabfuhr die nutzlos gewordenen Blaufichten, Nordmann- oder Nobilistannen zusammen mit Restmüll oder Biomüll einsammeln. Auch Recyclinghöfe oder Annahmestellen für Grünschnitt nehmen die Bäume ab. Dort werden sie meist geschreddert, zu Mulch verarbeitet oder kompostiert.

Mancherorts übernehmen – wie in Vor-Corona-Zeiten – auch kirchliche Jugendgruppen, die Freiwillige Feuerwehr oder Chöre die Entsorgung gegen eine kleine Spende. Und mancherorts bildeten die Weihnachtsbäume den Grundstock für lodernde Osterfeuer.

Was gar nicht geht: Die Bäume einfach in der freien Natur zu entsorgen. Wer dabei erwischt wir, riskiert ein Bußgeld – im Saarland etwa bis zu 300 Euro für eine Tanne, bis zu 500 Euro für mehrere Bäume.

Möglich ist aber, dass man die getrockneten Stämme im eigenen Kamin verbrennt und die Zweige im eigenen Garten nutzt: zerkleinert im Kompost, als Frostschutz für Pflanzen oder als mögliche Verstecke für Kleintiere: Igel, Spitzmäuse, Käfer und Eichhörnchen finden in Haufen aus Reisig und Laub Schutz vor Fressfeinden und der winterlichen Kälte, wie der Bundesverband Garten- und Landschaftsbau (BGL) mitteilt.

Egal, wie der Baum entsorgt wird: Christbäume müssen komplett abgeschmückt und frei von jeglicher Dekoration sein, betonen die Entsorgungsunternehmen. Dies gilt für Lametta und Christbaumkugeln, aber auch für Kunstschnee oder Glitzerspray.

Vielerorts werden die von den Entsorgungsbetrieben gesammelten Tannen geschreddert und für Rekultivierungsmaßnahmen genutzt. Oder sie werden verbrannt und in Biomassekraftwerken in Strom und Fernwärme verwandelt. 350.000 Bäume werden im Schnitt jedes Jahr allein in Berlin gesammelt. Das reicht nach Expertenangaben, um rund 500 Haushalte ein Jahr lang mit Wärme und Strom zu versorgen.

Wer schon mal beobachtet hat, wie schnell ein Weihnachtsbaum mit seinen über 400.000 Nadeln in Flammen aufgeht und welche Wucht das Feuer entwickelt, bekommt Respekt. Einmal in Brand, löst der frei gesetzte Harzdampf der Nadeln eine Kettenreaktion aus. Von Mini-Explosion zu Mini-Explosion, breitet sich das Feuer sehr schnell auf den gesamten Baum aus. Dabei können nach Feuerwehr-Angaben bis zu 1.000 Grad Celsius in weniger als einer halben Minute erreicht werden. Nach zwei Minuten ist der Baum komplett herunter gebrannt.

Aus Sicht der Feuerwehren ist es deshalb gar nicht so schlecht, die Weihnachtsbäume möglichst früh zu entsorgen. Denn von trockenen Bäumen im Wohnzimmer geht eine erhebliche Gefahr aus, besonders wenn echte Kerzen verwendet werden.