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Wochenlange Ferien – Eltern kritisieren Betreuungsangebot für Kinder

Regelmäßig kommt die Debatte über den Zeitpunkt der Sommerferien in den Bundesländern hoch. Das eigentliche Problem ist jedoch die Betreuung von Kindern in dieser Zeit, sagen Elternvertreter. Welche Forderungen es gibt.

Wochenlang die Beine und die Seele baumeln lassen: Kinder und Jugendliche haben mehrere Auszeiten im Jahr, in einigen Bundesländern haben bereits die langen Sommerferien begonnen. Die Betreuung von Kindern in solchen Phasen stellt jedoch viele Eltern und gerade Alleinerziehende vor Probleme, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des Sozialverbands Deutschland (SoVD) ergab. Kritik kommt auch von Elternvertretern. Kürzere Ferien sind für die Bundesschülerkonferenz dagegen eine “falsche Lösung für ein sehr reales Problem”.

In den Ferien fühlen sich Eltern bei der Betreuung laut Umfrage oft alleine gelassen, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten. Mehr als zwei Drittel (70,7 Prozent) der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren bewerten das Angebot an Betreuungsmöglichkeiten für Schul- und Kitakinder als “eher zu klein” oder “eindeutig zu klein”.

Nur ein Viertel ist demnach der Meinung, das Ferienbetreuungsangebot sei “genau richtig”. Eltern in Ostdeutschland sind mit dem Angebot tendenziell zufriedener als im Westen, wie es heißt. Fast die Hälfte der Eltern dort (45,5 Prozent) bezeichnete das Angebot als “genau richtig”. Im Westen liegt die Zufriedenheit lediglich bei 19,5 Prozent.

Eltern müssen den Angaben zufolge häufig einen großen Teil ihres Jahresurlaubs nehmen, um Kinder zu beaufsichtigen. Knapp die Hälfte (48,5 Prozent) wendet dafür mehr als 50 Prozent ihres Jahresurlaubs auf. Mehr als ein Drittel gab an, mehr als 75 Prozent dafür einzusetzen. Nur ein Viertel erklärte, dafür keinen Urlaub zu nehmen.

Die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier erklärte: “Eltern schätzen gemeinsame Zeit mit ihren Kindern. Doch sie darf nicht zur alleinigen Lösung für Betreuungslücken werden.” Besonders Alleinerziehende stünden vor großen Herausforderungen, weil sie die Betreuung nicht aufteilen könnten und oft keine alternativen Lösungen hätten. “Betreuung muss kostenfrei, qualitativ hochwertig und wohnortnah sein.” Nötig seien ein Rechtsanspruch auf Ferienbetreuung, familienfreundliche Arbeitszeiten und mehr Ganztagsangebote.

Der Bundeselternrat erklärte, nicht der Zeitpunkt der Ferien sei das Problem. Sechs Wochen Sommerferien bei durchschnittlich 30 Urlaubstagen pro Jahr ließen sich kaum überbrücken, “besonders für Alleinerziehende oder Eltern ohne familiäres Netzwerk”, sagte die Vize-Vorsitzende Aline Sommer-Noack dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). Ferien seien keine Randnotiz im Kalender, sondern für viele Familien die schwierigste Zeit des Jahres – organisatorisch, emotional und finanziell.

Kürzere Ferien sind für den Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Quentin Gärtner, keine Option: “Das ist die falsche Lösung für ein sehr reales Problem. Viele Familien können es sich nicht leisten, dass ein Elternteil die Arbeitszeit reduziert oder ganz zu Hause bleibt, weil Ferien sind und einer oder eine auf die Kinder aufpassen muss.” Eine anständige Ferienbetreuung müsse her. “Die Schulen könnten etwa Kooperationen mit Jugendzentren, Sportvereinen oder anderen außerschulischen Partnern eingehen. Es ist entscheidend, dass in den Ferien eine Form von Betreuung stattfindet, die qualitativ und pädagogisch hochwertig ist.”